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Claus Bachs Bildarchiv: The Fifth Avenue

01. Februar 2017 / Radio, Stadtzeit

New York, am 21. Januar 2017. In Höhe des Trump Towers auf der berühmten Museumsmeile läuft eine junge Frau. Auf ihrem Kopf trägt sie eine pinkfarbene Strickmütze mit beidseitigen Katzenohren. Neuerdings auch als Pussymütze bekannt. Als sie sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite in Sichthöhe des Gebäudes befindet, streckt sie mit wütendem Gesicht den Stinkefinger aus und läuft dabei weiter.

Derartige Szenen gehören mittlerweile zum Alltag in der Millionenmetropole. Ähnlich wie die regelmäßigen abendlichen Demonstrationen vor dem bekanntesten Wolkenkratzer des Immobilienmilliardärs auf der Fifth Avenue. Auf Ihren Transpas und Plakaten entwickeln die Akteure eine Phantasie, die an jene vom November 1989 erinnert. Ein Plakat zeigte historische Fotos von Deportationslagern der NS-Zeit. Versehen mit dem Kommentar: „It can happen here". Ein anderes nimmt sich ausschließlich der Haarpracht des aschblonden Polittrolls an: „Hairmageddon" steht daneben. Auch ganze Familien sind auf der bisher größten Demo um den Bereich zwischen erster und fünfter Avenue unterwegs. Ein etwa zwölfjähriger Junge hat ein großes tiefblaues Transparent um seinen Körper gebunden. „You fired" ist darauf zu lesen. Sein Vater hat sich vergrößerte Katzenpfoten an die Hände gebunden. „Pussy Power" steht in groß in deren Mitte. Dabei übersieht man fast die vielen Transpas mit den Aufschriften „Impeachment". Was soviel wie Amtsenthebung bedeutet.

Besagte Demonstration zog sich über ein Gebiet von etwa sechs Avenues und ebensovieler streets. Ihren Ausgang hatte sie symbolisch am Gebäude der vereinten Nationen genommen. Angemeldet war sie eigentlich als „Women Demonstration Day". Das allerdings hatte sich als nicht ganz zutreffend erwiesen. Denn hier war die Mitte der Gesellschaft unterwegs. Das wird Schule machen. Selbst die Beamten der New Yorker Polizei waren eher unterstützend denn maßregelnd an der Sache beteiligt. Um sich danach im entspannten Gruppenbild am Platz Nähe des Central Parks zum allgemeinen Fototermin aufzustellen. Eine Performance der ganz eigenen kompatiblen Art. Wahrscheinlich wird sich das auf längere Sicht nicht ändern. Anders als vor 28 Jahren.

 

(cb)

Claus Bachs Bildarchiv

Autor: rika