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Neulich im Netzwerk: Oma und Opa sind die Besten!

23. Mai 2017 / Radio, Stadtzeit

Heute beschäftigt mich ein ganz anderes Netzwerk. Ein eher persönliches. Die Sommerferien sind nicht mehr fern und es beginnt das Planen. 6 Wochen Ferien. Bei getrennten Eltern nur drei. Und dann wollen auch Oma und Opa die Enkel haben. Schwierige Sache.

Die Rolle der Großeltern hat sich gewandelt: Sie übernehmen nicht mehr wie selbstverständlich die Rolle der Babysitter. Sie sind aktiver, selbstbewusster und unabhängiger von der Nähe zu ihren Kindern geworden. Das Verhältnis zwischen den Generationen muss individuell ausgehandelt werden.

Dazu kommt, dass immer öfter sehr weite Wege zwischen den Teilen der Familie liegen. Meine Eltern wohnen in Sachsen, meine Schwester in Brandenburg, mein Bruder in Bayern. Cousins und Cousinen sehen sich nur aller paar Jahre, Besuche bei den Großeltern müssen gut geplant werden. Wenn mein Kind also feststellt: „Heute will ich zu Oma und Opa" geht das irgendwie gar nicht.

Meine Mutter konnte als Kind einfach die Straße runter laufen zur Oma. Ich kam immerhin noch mit dem Bus ohne Umsteigen in mein Kinderparadies zur Oma. Für meine Töchter ist das absolut unmöglich.

Und auch die Großeltern bedauern das. Sie würden ihre Enkel gern aufwachsen sehen. Und – ehrlich gesagt – würden sie auch gern wissen, dass alles gut läuft. Mit der etwas anderen Lebensweise ihrer Kinder tun sie sich schon manchmal schwer. Aber die Enkel? Um die machen sie sich schon manchmal Sorgen. Bei der kurzen Halbwertszeit mancher Beziehungen heut zu tage.

Früher blieb man ja wenigstens wegen der Kinder zusammen. „Heile Welt". Dieses Stück ist etwas aus der Mode gekommen. Zum Glück. Es ist nicht gut, wenn Kinder mit Lügen aufwachsen.
Aber es ist auch nicht gut, wenn sie ohne Großeltern aufwachsen. Und die bleiben immer öfter auf der Strecke. Entweder, weil sie sich zu sehr einmischen, oder weil die Neue sie nicht mag.
Oder, weil sie die alte Schwiegertochter viel lieber hatten.

Es gibt sogar Großeltern, die streiten vor Gericht um das Umgangsrecht mit ihren Enkeln. Kranke Gesellschaft.

Warum sind Omas und Opas eigentlich so wichtig in unserem Leben? Weil sie bereits Kinder erzogen, dabei Fehler gemacht und viele eingesehen haben. Weil sie wissen, dass viele Wege nach Rom führen und nur ein einzelner leicht falsch sein kann.

Weil sie sich Zeit nehmen wollen für die kleinen Kinderfreuden, die so wichtig sind für jede Entwicklung. Weil sie ihre Kinder genauso lieben wie ihre Kindeskinder und deshalb zwischen beiden vermitteln können. Und es gibt noch so viel mehr Gründe...

Früher war es selbstverständlich, dass sich die Omas um die Kinder kümmerten: Die Mütter machten den Haushalt und bestellten die Felder, die Väter gingen – vor sehr langer Zeit zum Jagen – später zur Arbeit. Die älteren Frauen garantierten die Aufzucht der Nachkommen.

Dank gestiegener Lebenserwartung kann das Großeltern-Dasein heute rund ein Drittel der gesamten Lebensphase einnehmen. Sieben von acht Müttern über 60 Jahre sind Großmütter. Und es gibt immer mehr Urgroßmütter. Sollten die alle etwa Zupfkuchen backen und ihre Familie mit Kaffee verwöhnen? Nein, das tun sie wirklich nicht. Die Rolle der Großeltern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vielmehr gewandelt.

Viele haben sich zum Beispiel für ihren Ruhestand vorgenommen, endlich lange Reisen zu unternehmen. Jetzt wollen sie ihre Ruhe haben und sich endlich um sich selbst kümmern. Auch dafür müssen Kinder Verständnis haben.

Im Notfall aber sind die meisten Großeltern da. Lassen alles stehen und liegen und helfen. Nur gibt es immer mehr Erwachsene Kinder, die das gar nicht wollen. Weil es verpflichtet. Zum Danke sagen, dazu, auch mal für die Großeltern da zu sein.

Zu Konflikten im sonst eher einträchtigen Verhältnis kann es natürlich aus vielerlei Gründen kommen: Kinder sind heute lauter, unbekümmerter und weniger diszipliniert als früher.
Das haben die Großeltern schon vor Jahrzehnten erfahren müssen und angemerkt. Gerade den heutigen Omas und Opas wird es aber viel besser mit raffinierten Tricks gelingen, die Enkel pünktlich an den Tisch oder weg vom Spielplatz zu lotsen. Und ist das nicht auch das wunderbare daran?

Statt Termindruck und Erwartungen einfach nur die Freude über strahlende Kinderaugen und den schönsten Satz der Welt:

„Oma und Opa sind die Besten!"

(grit)

Der Kommentar von Grit Hasselmann

Autor: iw