Chronik

1996 – Inszenierte Festlichkeiten: Kreativität + Know-How = Radio

Unter dem selbstgewählten Namen "Fachbereich zur Vorurteilsbildung" wird in Weimar eine Gruppe von Menschen aktiv, die der Hochkultur der Stadt mit viel Engagement eine Basiskultur ergänzt. Sie inszenieren Partys an den verschiedensten Orten in und außerhalb Weimars. Dabei binden sie Musiker, Theaterleute, Künstler, Gastronomen, Sportler und viele weitere Bürger der Stadt mit ein. Die erste Party "Willkommen an Bord" ist der Vorläufer der späteren Aktivitäten und findet im Februar 1997 in einer privaten Wohnung statt, "Solstitium" – die Party zur Sommersonnenwende 1998 – nimmt schon größere Ausmaße an und wird in der Burgruine Dehnstedt gefeiert. Der "Fachbereich zur Vorurteilsbildung" greift zu jeder Party ein neues Thema auf und inszeniert die Feier entsprechend. Legendär sind zum Beispiel "James Bond" im Schießhaus oder "Der Mord im Orient Express" auf dem Gelände des Thüringer Eisenbahnvereins. 15 Partys in diesem Format finden zwischen 1997 und 2005 statt. Seit 1998 gibt es dazu jeweils eine Radiosendung, zu Beginn noch auf der Frequenz des Studentenradios DARIO. Das Wichtigste aber: Der Anfang ist gemacht. Über die großen Themenparties lernen sich Mathias Buß, Detlef Fengler, Osman Hussein, Beate Block, Christian Frank und weitere spätere LOTTE-Gründer und -Mitarbeiter kennen. Und sie wollen Radio machen! Ein Netzwerk an Kreativität und Know-How ist entstanden und das Vertrauen in sie, den Start eines eigenen Radios zu wagen, ist gelegt.

 

1997 – Am Anfang war der Gedanke.

Das Jahr 1999 steht vor der Tür, das Jahr, in dem Weimar die Kulturhauptstadt Europas sein wird. Am Anfang des Weimarer Stadtradios steht der Gedanke von Mathias Buß, das Medienzentrum Weimar 99 zu gründen: Zeitung, lokales Radio, Fernsehen, alles soll seine Berechtigung in einem Haus finden. Das Gebäude in der Schillerstraße 5a, wo sich jetzt die größte Buchhandlung der Stadt befindet, erscheint als geeignetes Objekt an geeignetem Platz mitten in der Stadt. Das Projekt scheitert aber leider an bürokratischen Hindernissen. Die Suche nach neuen Wegen geht weiter.

 

1997 – Radio an der Bauhaus-Universität

An der Fakultät Medien bieten Dr. Günther Schatter und Carsten Tesch im Bereich Mediengestaltung das Seminar "RadioVisionen" an. Eine Zusammenarbeit mit der Bauhaus-Universität ist das Ziel. Zeitgleich aber plant die Thüringer Landesmedienanstalt, offene Kanäle und nichtkommerzielle Lokalsender ins Leben zu rufen. Das nehmen nehmen Mathias Buß, Osman Hussein, Christian Frank (der spätere Vereinschef von Radio LOTTE), Lars Peters und Gregor Sigmund auf Anraten von Dr. Schatter zum Anlass, sich ans Werk zu machen und Konzepte für einen eigenen offenen Kanal zu schreiben. Später kommen noch Beate Block und Detlef Fengler dazu. Das Format des Bürgerradios wollen sie durch off-air Aktionen und Überregionalität revolutionieren und es soll das geistige Potential der Stadt Weimar bündeln.

 

1999, Jan. – Radio LOTTE Weimar e.V. wird gegründet

Ein Verein für den offenen Kanal wird gegründet. Doch wie soll er heißen? Was verbindet man mit Weimar? Goethe, Schiller, Bauhaus? Was verbindet man mit Radio? Welle, Äther, Kanal? LOTTE! Wie 2Lotte aus Weimar" von Thomas Mann, wie Charlotte von Stein oder wie der Lotte-Kanal: Radio LOTTE an der Ilm und auf der Lotte. Natürlich läuft auch bei LOTTE nicht immer alles glatt, und so passt es, dass die Kämpfe im Italienischen le lotte heißt.

Radio LOTTE war geboren. Im Januar 1999 findet die Gründungsversammlung statt. Nach einer Anpassung der Satzung erfolgt der offizielle Eintrag des Vereins im März 2000. Aus der Taufe gehoben wird er von Detlef Fengler, Beate Block, Osman Hussein, Mathias Buß, Lars Peters, Christian Frank, Martina Müller-Paschold und Jana Schnell. Weitere Vereinsmitglieder werden erst später aufgenommen.

 

1999, Aug. – Seit dem 22.08.1999 täglich auf Sendung

Da das Studio am Herderplatz noch nicht fertig ist, wird zunächst aus dem Studio des Uni-Radios in der Bauhausstraße 11 gesendet. Die erste Sendung moderiert Michael von Hintzenstern. Von anfänglich ein paar Stunden die Woche ist LOTTE bald täglich on-Air. Ständig kommen neue Ideen, Sendungen und Menschen dazu. Bis heute freuen wir uns über alle Leute, die Spaß am Radio haben und selbst Radio gestalten wollen, denn die bewilligten Sendestunden wollen auch gefüllt werden.

 

Die erste Ablehnung

Das Konzept für einen offenen Kanal wird abgelehnt, da die Landesmedienanstalt für Erfurt und Weimar bereits das OK Radio FUNKWERK eingerichtet hatte. Hundertfach bekunden Institutionen, Vereine und Menschen aus Weimar in einem Brief an die TLM ihr Interesse an einem eigenen Sender für Weimar. Die TLM muss ein eigenes Postfach einrichten für diese Briefe. Der Erfolg: Eine Einladung zur TLM, die zweite Anhörung am 11.11.1998, die Alternative: ein „nichtkommerzielles Lokalradio".

 

1999 – Neue Chance, neues Konzept

Das Konzept für Radio LOTTE muss umgeschrieben werden, der bereits gegründete Verein für den Offenen Kanal wird in einen Verein für ein nichtkommerzielle Lokalradio umgewandelt. Die Schlagwörter des Konzeptes werden aber beibehalten: Ein mediales Spiegelbild der Stadt, eine neue Ebene für alle Bürger und Einrichtungen der Stadt. Die offizielle Eintragung in das Vereinsregister erfolgt im März 2000.

 

1999, Nov. – Radio LOTTE erhält die Sendelizenz und bezieht sein Funkhaus am Herderplatz

Die Lizenz ist da und Radio LOTTE kann sein eigenes Studio am Herderplatz beziehen. Die Stadt hatte die Räume in der oberen Etage der Volkshochschule ohne Probleme zur Verfügung gestellt, der Umbau kann Anfang November abgeschlossen werden. Die Sende-Technik hat Christian Frank konzipiert, zusammengebaut wird sie von unserem Techniker der ersten Stunde: Burkhard Blum. Alles wäre nicht zu schaffen ohne all die Menschen, die ehrenamtlich mitarbeiten und Sachen spenden – Gelder waren bis dahin noch nicht bewilligt. Das Haus am Herderplatz wird für viele zum Inbegriff ihres Stadtradios.

 

2000 – Das Programm wird ausgebaut

Ganz am Anfang startet Radio LOTTE mit ein paar Stunden Sendezeit am Tag. Der Ausbau des Programm beginnt mit einem festen Vormittagsprogramm, dann kommen die Abendsendungen dazu und bald darauf werden ganze Sonntage gefüllt. Mit dem 1. März 2000 startet das Tagesprogramm von 9 bis 14 Uhr mit dem Chefredakteur Fritz von Klinggräff, ab dem Sommer 2000 läuft mit Pierre Deason von 6.00 bis 7.30 mit „3 meter 12" das kleinste Morgenmagazin der Welt.

 

2001 – "Mic on the bike" – das Außenstudio auf drei Rädern

Im Sommer tritt Radio LOTTE mit einer Weltneuheit an die Öffentlichkeit: ein mobiles Außenstudio in Form einer Fahrrad-Rikscha. Die Radio-Rikscha ist ein modern gestaltetes Lastenfahrrad, das mit kompletter Studiotechnik ausgestattet ist. Von nun an kann Radio LOTTE von nahezu jedem Ort in der Stadt live senden und seine Rolle als Stadtkommunikator noch wirksamer wahrnehmen.

Im Rahmen verschiedener Projekte geht die Radio-Rikscha aber auch auf Reisen. So gibt es Sondersendungen u.a. von Hiddensee, aus Istanbul, Marseille, Luxemburg, Trier oder aus dem Kaffee Weimar – einem Kaffeehaus im 5. Bezirk von Wien.

Die Radio-Rikscha ist ein gemeinsame Projekt von Radio LOTTE und der Bauhaus-Universität.


2008 Umzug in den Niketempel

Nach zwei Jahren Umbau (Link zum Text "Umzug" einfügen) bezieht Radio LOTTE Weimar den Niketempel (Link zum Text "Niketempel" einfügen) am Goetheplatz. Begleitet wurden die Arbeiten von dem Architekten Dirk Böttcher (Moderator und beatcorner). Im Juli sendet das Stadtradio zum ersten Mal sein Programm aus dem neuen Studio im ehemaligen Lesemuseum Maria Pawlownas. Da nun nicht mehr vom Herderplatz ausgestrahlt wird, erhält das Tagsübermagazin "Herderplatz", das von 10-13 Uhr läuft, den neuen Namen "Foyer".

 

2009 Der Niketempel wird wieder Veranstaltungsort

Mit dem Einzug von Radio LOTTE folgt, dass der Nike Tempel auch der interessierten Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Nach der Sanierung des Foyers finden seit dem 15.11.2009 wieder Veranstaltungen in dem klassizistischen Gebäude statt. Die Lesungen, Konzerte und Diskussionsveranstaltungen im "großen Sendesaal" können gleichzeitig im Programm des Stadtradios ausgestrahlt werden.

 

2013 – Presseplatz beim NSU-Prozess

Eingang für akkreditierte Pressevertreter zum Oberlandesgericht in München (Foto: Radio LOTTE)
Das umstrittene Akkreditierungsverfahren beim NSU-Prozess muss wiederholt werden. Diesmal entscheidet das Los und Radio LOTTE Weimar hat das Glück, einen der 35 Plätze für "Auf Deutsch publizierende Medien mit Sitz im Inland" zu ergattern. Anfangs wird das kleine Stadtradio aus Weimar belächelt. Aber mit dem Beginn der Verhandlungen begleitet unser Prozess-Beobachter Fritz Burschel regelmäßig die einzelnen Verhandlungstage und berichtet wöchentlich live aus München. Zusätzlich gibt es zwei Mal im Jahr eine Sondersendung, die sich mit den Hintergründen zum NSU-Prozess intensiv auseinandersetzt und in das Thema involvierte Menschen zu Wort kommen lässt. Zunächst kommt die Sondersendung noch aus dem Studio in Weimar, mittlerweile ist Radio LOTTE mit der Radio-Rikscha regelmäßig vor Ort in München. Ein knappes Dutzend Bürgerradios übernimmt deutschlandweit die Sondersendung von Radio LOTTE.

 

2015 Endlich 24!

Anfang des Jahres beantragt Radio LOTTE die Lizenz für eine Sendezeit von 24 Stunden. Ziel ist es, auch am Abend für eine Stunde tagesaktuelle Beiträge zu senden und die Nachrichten aus der Stadt auf den neuesten Stand zu bringen. Die Programmstruktur wird überarbeitet und der Okay-Bereich kommt als neue tragende Säule des Programms hinzu. Am 1. Juni 2015 ist es soweit: Radio LOTTE sendet 24 Stunden, 7 Tage die Woche.


2016 Relaunch der Website: "Radio LOTTE Plus"

Eigentlich sollte die Website von Radio LOTTE nur etwas überarbeitet und technisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Doch als Helmut Hartung im Sommer 2015 mit der Idee einer Online-Plattform an LOTTE herantritt, wird aus der Idee eines Relaunchs das Konzept für "Radio LOTTE Plus". Das neue Online-Angebot stellt zusätzlich zum Hörfunk-Programm eigene Informationen ins Netz und baut den Zugriff auf die Vielfalt der Informationen in Weimar aus. Die neue Online-Plattform verbindet eine Erweiterung der Meinungs- und Informationsvielfalt mit einer stärkeren Partizipation der Bürger, vor allem der jüngeren. Dazu werden mit Bildern, Videos und weiteren Audios zusätzliche Informationen geliefert und die neuen Möglichkeiten der sozialen Medien ausprobiert.