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Claus Bachs Bildarchiv: Die ABBATARE kommen!

18. Mai 2022 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

So schnell, wie sie im November 2021 in den Schlagzeilen auftauchten, waren sie wieder verschwunden. Gemeint sind die vier Barden der Popmusik namens ABBA. Agneta Fältskog, Björn Ulvaeus, Benni Anderson und Anni-Frid Lyngstad hatten es nach vierzig Jahren wieder getan.

Der Vergangenheit wurde nochmal eine Bühne geboten. Ihre Musik betreffend formulierte es ein Journalist damals so: „Das neue Album von ABBA ist Musik für Menschen, die sich nicht für Musik interessieren." Treffender könnte man es kaum ausdrücken. Und damit wäre man eigentlich durch mit einer Popgruppe, die sich schon immer mehr als orchestriertes Schlagerquartett denn Band definierte. Wäre da nicht ihr märchenhaft kommerzieller Erfolg bis in die 1980iger Jahre. Eine unerreicht steile Karriere, über die noch bis heute manche Kritiker schlicht den Kopf schütteln. Heute geht sowas bisweilen als austauschbare Stimmungs- oder Fahrstuhlmusik durch. Aber die vier waren schon immer exzellente Performer. Und konnten sich ab Mitte der 1970iger Jahre im US-amerikanisch und britisch dominierten Musikgeschäft langjährig durchsetzen. Keine Ahnung, warum. Es muss wohl die außerordentlich simple Struktur ihrer Wohlfühl-Gesänge gewesen sein, deren Harmonien sich wie eine akustische Kreissäge in Hirne und Herzen vieler Popmusik-Konsumenten eingefressen hatten. Und selbstverständlich ihre ausgefeilten Shows und Videos. Die Schlaghosen und grellbunten Glitzeranzüge Ihrer Kostüme waren Markenzeichen und setzten Modetrends. Dabei ist noch beruhigend zu vermerken, dass jenes Zwei-Pärchen-Quartett keines aus der Retorte war. Sondern eine klassische Geschichte hat und sogar noch bis in die frühen 1990iger Jahre sämtliche Verkaufsrekorde brach. Keine Party ohne ABBA.

Nach ihrer Auflösung wurde es still um die vier. Doch als Stimmungs- und Karaoke-Musik werden sie bis heute immer gern genommen und endlos gecovert. Bis hin zum verfilmten Musical „Mamma Mia" aus dem Jahr 2008 und dessen Nachfolger 2018. Doch es geht noch doller. Denn auf Betreiben des jüngsten Sohnes von ABBA-Gründer Benny Anderson und der Musikproduzentin Svana Gisla sollen die vier nun als zeitlose Klone ihrer selbst erscheinen. In Form ausgeklügelt gerechneter Avatare werden sie bald im Londoner East-End zu sehen sein. Für die Realisierung jener ABBATARE war George Lucas legendäres Industrial Light & Magic Studio zuständig. Explizit verortet in einer dafür eigens gebauten Arena. Die sieht ein bisschen aus wie das geflügelte Leipziger Gewandhaus. Bereits im Vorfeld kündigte das Management selbstverständlich eine Weltneuheit an. Jene Endlos-Show ABBA 2022 werde auch kein synthetischer Aufguss der 1979iger sein. Doch damit verhält es sich genauso wie mit Ihrer Musik. Die nutzte bekanntermaßen auch alle üblichen Quellen verfügbarer eingängiger Harmonien, Satzgesänge und dergleichen. Apropos Avatare. Damit arbeitet das britische Alternative-Bandprojekt "Gorillaz" schon seit reichlich zwanzig Jahren. Ihre Comic-Figuren 2D, Murdoc Niccals, Russel Hobbs und Noodle sollten am 26. Mai 2022 unbedingt einen Abstecher ins Pop-Mausoleum des Londoner East-Ends riskieren und die ABBA-Zombies in Augenschein nehmen. Bon Voyage.

(Claus Bach)

 

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Autor: nbv