Radio Beiträge

Claus Bachs Bildarchiv: Virtuelle Verortung

11. Juni 2020 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Street-Art-Künstler Banksy auf den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd durch einen US-Polizeibeamten reagieren würde. Seit fünf Tagen hat er nun sein neuestes Kunstwerk veröffentlicht. Es ist ein berührender visueller Protest gegen die ungebremste Rassendiskriminierung in den USA geworden: Das Bild zeigt eine US-Flagge, die an einer dunklen, beschmierten Wand hängt. Darunter steht eine brennende Kerze, welche die Flagge am rechten unteren Ende in Brand setzt. Links daneben ist ein kleines anonymes schwarzes Porträt an die Wand unter der Flagge gelehnt. Umgeben von Grabesblumen, vier kleinen erloschenen Teelichtern und einem Strauß weißer Lilien. Selbstverständlich will Banksy sein Bild als eine Hommage an den ermordeten George Floyd verstanden wissen und kommentiert es wie folgt: „Zuerst dachte ich, ich sollte einfach den Mund halten und Schwarzen zu diesem Thema zuhören. Aber warum sollte ich das tun? Es ist nicht ihr Problem, es ist meins. Farbige Menschen werden vom System im Stich gelassen. Vom weißen System."

Auffällig dabei ist, dass der Künstler sein Bild erneut auf seinem Instagram-Account im Netz gepostet hat. Genau wie sein letztes Bild, das dem medizinischen Personal während der Corona-Pandemie gewidmet war. Es zeigte ein kleines Mädchen, das eine weiße Fahne schwenkt. Auf ihr ist das Bild einer Krankenschwester zu sehen. In vergangen Zeiten hatte Banksy seine Bilder immer gezielt auf Wände öffentlicher Räume verortet und deren Verbreitung den Medien überlassen. Das hat sich jetzt geändert. Eigentlich schade. Aber dafür nun umso effektiver. Verhindert er doch damit die Fetischisierung seiner Wandbilder durch den Kunsthandel.

In der Vergangenheit waren einige seiner Bilder von ihrer Wand entfernt worden und auf internationalen Auktionen aufgetaucht. Nun hat Banksy selbst die Verbreitung seiner Werke in die erste virtuelle Hand genommen. Was auch seinen eigenen Kommentar möglich werden lässt. So vermerkt er im Schlusssatz unter dem Post seines neusten Werkes: „Das ist ein weißes Problem, und wenn weiße Menschen es nicht beheben, wird jemand nach oben kommen und die Tür eintreten müssen."

Die Zahl von Banksys Instagram - Followern liegt aktuell bei etwa 8,9 Millionen. Nur zu gut weiß der anonyme Straßenkünstler mittlerweile um die Macht von Bildern.

 

(Claus Bach)

Weitere Beiträge von Claus Bachs Bildarchiv können Sie hier nachhören.

Claus Bachs Bildarchiv: Virtuelle Verortung

Autor: nbv