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Claus Bachs Bildarchiv: Auto vor buntem Haus

20. Dezember 2023 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Im Jahr 2010 hatten die Aktivisten und Betreiber der berühmten Onlinelexika-Plattform "Wikipedia" eine neue Abteilung eingerichtet. Die nennt sich "Wiki loves Monuments" und hat einen speziellen Fotografie-Wettbewerb für markante Kultur- und Baudenkmäler der Welt zum Inhalt. Aus dem Stand lösten die Wikipedianer damit eine regelrechte Lawine digitaler Fotografien aus. Die neue Plattform wurde inflationär mit einschlägigen Fotografien dieses Genres geflutet. Eine Armada atmosphärisch aufgeladener Bilder ergoss sich nun Jahr um Jahr auf jene Wiki-Plattform und hat mittlerweile einen weltweiten Mengenrekord ausgelöst. Im Denkmalmonat September des Jahres 2014 wurde das millionste Foto eines denkmalgeschützten Objekts unter freier Lizenz hochgeladen. Was zur Folge hatte, dass eine Vorjury zur Jury geschaltet werden musste. Letztere besteht in der Regel aus zehn anonymisierten Personen. Basisdemokratischer geht es beim besten Willen nicht. Allerdings tritt dabei manchmal die Wahrnehmung der Bilder unfreiwillig vor die Namen der Bilderproduzenten. Alles wirkt irgendwie ähnlich, was freilich dem Bilder-Genre geschuldet ist. Materielle Vergütungen in Form diverser Preise gibt es inzwischen auch. Die reichen von 300 Euro abwärts. Aber vor allem zählt die Community und die kollektive Erweiterung der Allgemeinbildung. Wenngleich das den Ehrgeiz sehr vieler Fotograf:innen in Sachen virtueller Eigenreklame umso mehr anfacht. So auch im Jahr 2023. Unter den zahllosen Bildeinsendungen fiel der Wiki-Jury das Bild eines sehr bunten Hauses in Weimar auf und landete gleichmal auf Platz 5 des 2023iger Bilder-Battles für Deutschland. Die Begründung der Jury lautet wie folgt:

„Weimar ist bekannt für seinen ‚klassischen' Hintergrund an Menschen und Gebäuden – dieses Haus in der denkmalgeschützten Gerberstraße und seine Nutzer fallen aus dem Rahmen. An diesem Ort existierte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ein Armenspinnhaus, zuvor war es Eigentum des Deutschritterordens und wurde Grimmenstein genannt. 1809 baute die Familie Straube das Gebäude um und richtete eine Gelbgießerei ein. Bis heute existiert das Haus so, wie es die Straubes umbauten. Es wird vom Verein Haus für Soziokultur Gerberstraße 3 verwaltet, fungiert als subkulturelles Zentrum der Stadt und ist Ausgangspunkt für zahlreiche kulturelle und politische Aktivitäten. Dieses Foto von Rolf Kranz spiegelt die Geschichte und heutige bunte und vielseitige Funktion dieses Gebäudes auf beispielhafte Art und Weise wider, selbst das davor geparkte Auto (sonst oft als störend empfunden) dient hier als Symbol." Das ist doch eine prima PR für die Gerber. Auto vor ehemals besetztem bunten Haus als visueller Stachel im Erscheinungsbild der Dichter- und Klassikerstadt an der Ilm.

 

Apropos Fotograf Rolf Kranz: Offensichtlich gehört auch er zu den äußerst umtriebigen Fotowiki - Zeitgenossen. Denn er ist noch mit einem weiterem Foto im Wiki Deutschland-Contest vertreten. Das landete sogar auf Platz 1 der Foto-Charts und zeigt die „Marksburg bei Braubach". Es zeigt jene Burg auf dem Hügel inmitten eines mit Rauhreif bedecktem Waldes.

 

Romantischer geht es bei besten Willen nicht.

 

 

(Claus Bach)

Claus Bachs Bildarchiv: Auto vor buntem Haus

Autor: nbv