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Claus Bachs Bildarchiv: Der Weimar-Bezug

27. Februar 2025 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Nein, das ist kein lokaler Textilbezug für heimische Sitzmöbel. Also weder farbig geprintetes Goethehaus noch Tempelherrenhaus oder Ilmpark auf der Couch- oder Sesselgarnitur. Sondern es ist die Bebilderung der Amtsräume und Flure des Weimarer Rathauses.
Seit vielen Monaten versammeln sich dort immer mehr Exponate des „Internationalen Atelierprogramms der ACC-Galerie und der Stadt Weimar". Das existiert seit dem Jahr 1994 und ist das älteste Programm seiner Art in Thüringen. Seither wurden jedes Jahr drei Kunststipendiaten und Stipendiatinnen für jeweils vier Monate zum Agieren vor Ort eingeladen. Die Dichterstadt wird zur Inspiration und Impulsgeber zeitgenössischer Künstler*innen aus der buchstäblich ganzen Welt. Finanziert von Stadt und Land und ausgewählt von einer Fachjury, deren Zusammensetzung sich ebenfalls jährlich änderte. So ist nach nunmehr über dreißig Jahren eine Menge zusammen gekommen. Als da wäre die Wandinstallation ausrangierter blauer Email – Straßenschilder Weimars, welche im Jahr 1997 zum Projekt der irländischen Künstlerin Amanda Dunsmore geworden war. Die sind jetzt in ausgewählter Anzahl an den Wänden des zweiten Obergeschosses des Hauses zu sehen. Noch bis vor Kurzem fristete die Arbeit ihr Dasein im Archiv der Galerie. Wie so viele andere Kunstwerke. Auslöser der Angelegenheit war die vollendete Sanierung des Rathauses im Jahr 2023 und vor allem der Impuls der Weimarer Kulturdirektion. Damit reagierte sie auf den Wunsch des Oberbürgermeisters Peter Kleine, auch zeitgenössische Kunst mit lokalem Bezug im Rathaus zu präsentieren. Nachdem weitere Kunstwerke in Amtsräumen und Fluren des Rathauses platziert worden waren, geriet die Sache zum Selbstläufer. 
„Immer mehr Mitarbeitende des Hauses wünschten sich eine explizit bebilderte Ausgestaltung ihres Arbeitsplatzes", kommentierte Ursula Seeger, die Fachreferentin für Bildende Kunst der Stadt. Also originäre zeitgenössische Kunst anstelle austauschbar inflationärer Lifestyle Bilder aus der Deko-Abteilung diverser Möbeldiscounter. Und genau das ist das Besondere und Wasser auf die kunstaktivistischen Mühlen des umtriebigen ACC-Galeristen und Perfomers Frank Motz. So ist die Sammlung „Kunst im Rathaus" mittlerweile auf über 28 Kunstwerke angewachsen. Mit steigender Tendenz. Zu sehen sind meist farbige Bilder und Fotografien, die auf ihre ganz eigene Art mit dem Geist des Ortes und dem kompatiblen Weimar-Mythos umgehen. Der Warteraum des Standesamts ist mit drei auffällig übergroßen Farbfotografien einer Amaryllisblüte ausgestattet. Im Vorraum des Balkons ist eine Video-Ausschnitt des Dokumentarfilmers Pawel Schnabel aus seinem Film „Brüder und Schwestern" zu sehen. Und es wurden extra 15 Wandbücher produziert und in den drei grauen Sichtbeton - Nebengeschossen des Hauses installiert. Die zeigen nun in chronologischer Reihenfolge insgesamt 120 quadratische Ausstellungsfotografien der Arbeiten aller Stipendiaten und Stipendiatinnen jenes internationalen Atelierprogramms. So wird erstmals ein komplettes Bild über die Exponate aller Stipendiaten für die Öffentlichkeit präsentiert. Besichtigungen der Sammlung und des Hauses sind nach Terminvereinbarung mit der zuständigen Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit möglich.

Claus Bach

Claus Bachs Bildarchiv: Der Weimar-Bezug

Autor: nbv