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Claus Bachs Bildarchiv: Die Marienberger Spinne

14. Dezember 2022 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Vor einigen Tagen wurde auf dem Adventskranz ein weitere rote Stumpenkerze entzündet. Der längeren Haltbarkeit wegen liegt der Kranz nun in einer durchsichtigen, flachen runden Wasserschale mit winterlichen Motiven. Der Weihnachstbaum steht in gewohnter Deko. Als da wären verschiedenfarbig große Glaskugeln aus DDR-Zeiten, sehr filigrane kleine und ziemlich große Strohsterne. Kleine Holzengelchen mit den typischen Instrumenten, silbrig glänzende Tannenzapfen aus Glas und selbstverständlich Fröbelsterne. Diesmal mit gold- und silberbronzenenen Glitzerpulver veredelt. Auf Lametta wurde verzichtet. Aber nicht auf die zwanzig silbernen Pendelkerzenhalter für die weißen Wachs-Baumkerzen. Auf dem Hocker steht die große dreistöckige Weihnachtspyramide mit geschnitzten farbig lasierten Figuren, welche selbstverständlich die Christliche Heilige Nacht darstellen. Wie jedes Jahr wurde an der Decke des Weihnachtszimmers die „Marienberger Spinne" aufgehängt. Das ist ein Kerzenleuchter aus Zinn, der aus dem 19. Jahrhundert stammt und seinen Ursprung in der erzgebirgischen Kleinstadt Marienberg hat. Zu jener Zeit wurden dort jene Leuchter aus Zinn hergestellt. In ihrer Form sind sie vom Eichenbaum inspiriert und bestehen aus dem Stamm und acht floral verzierten Kerzenarmen. Die werden von einer ebenfalls verzierten Halbkugel, dem sogenannten Baluster, und einem dünnen Metall-Stab gehalten. Letzterer ist mit runden Zinn-Elementen im barocken Stil umhüllt und bildet den Stamm. Am oberen Ende des Leuchters prangt eine Krone, die aus acht filigranen Zinn-Eichenblättern besteht. An jener Krone hängen acht florale Eichenblatt-Ketten, die jeweils mit den acht Armen des Leuchters verbunden sind. Selbstverständlich sind alle Arme mit Hülsen und Tropfschälchen versehen.

Eigentlich ist das Teil ein ziemlich deutschtümelndes, aber freilich historisch seltenes erzgebirgsspezifisches Weihnachtsutensil.

Das Therometer auf dem Balkon zeigt vorweihnachtliche minus 6 Grad Celsius an. Über die Feiertage soll es noch kälter werden. Die kindliche Hoffnung auf weiteren Schneefall wächst. Im gedrechselten hölzernen Vogelfutterhäuschen auf dem Balkon verjagt ein kleiner Spatz mit auffällig

schwarzem Schnabel sämtliche Artgenossen. Ein erneuter Beweis für den Darwinismus in der Vogelwelt. Derweil treffen per mail und Post die üblichen Weihnachts- und Neujahrskarten ein. Versehen mit den teils witzigen, teils auffällig betont hoffnungsvollen Wünschen für das kommende Jahr. Neuerdings sind sie von einem auffälligem Sarkasmus geprägt. Der gipfelte dann schonmal in den Wünschen für ein gesundes und glückliches - 2024. So vorsorglich kann man auch mit der Zukunft umgehen.

 

(Claus Bach)

Claus Bachs Bildarchiv: Die Marienberger Spinne

Autor: nbv