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Claus Bachs Bildarchiv: Ein bunter Strauß

07. März 2019 / Radio, Stadtzeit,Mediathek

Für die Karnevalsjecken ist am Aschermittwoch alles vorbei. Daran konnte auch Sturmtief "Bennet" nichts ändern. In den Hochburgen des Karnevals setzten sich die Umzüge zwar etwas zögerlich in Bewegung. So wurden Pferde durch lustige Papp-Attrappen ersetzt. Schließlich war der Ehrgeiz der Gestalter vieler Motivwagen schon immer ungebrochen. Und auch dieses Jahr wurde niemand enttäuscht. Besonders drastisch wurde das politische Geschehen in Düsseldorf, Köln und Mainz durchgenommen. Allen voran Düsseldorfs Kult-Impresario Jaques Tilly. Der ließ auch dieses Jahr nichts anbrennen. Mit viel Liebe zum farbigen Papp-Detail. Nachfolgend einige Beispiele: Donald Trump fungiert als "Schmutzengel" für den Saudi-Arabischen Kronprinzen Salman, welcher grinsend eine blutspritzende Kettensäge vor sein Haupt hält. Putin und Trump haben den Anti-Atomwaffenvertrag auf der Silhouette einer brennenden Stadt zerrissen. Zwischen beiden ragt ein riesiger Totenkopf, in dessen schwarzen Augenhöhlen Kernkraft-Symbole schielen. An den großen Brüsten des nackten Oberkörpers von Italiens Innenminister Salvini saugen sich zwei kleine Nationalisten-Babys fest. Die überdimensional spitze Lügennase der britischen Premierministerin Theresa May hat den Oberkörper eines klassischen Geschäftsmannes blutig durchbohrt.

Des weiteren speit ein riesiger blauer Erdball in großen Mengen Plastikmüll aus. Doch auch die Innenpolitik wurde nicht außen vor gelassen. Ein Wagen kommentierte den Dieselskandal außerordentlich treffend. Aus dem nackten Hintern eines Auto-Lobbyisten ragt eine lange rot- weiß-spiralfarbene Zuckerstange, an der ein männlicher Politiker begierig lutscht. Die verzweifelte Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den schwarz-roten Koalitions-Bundesadler vollständig in Grund und Boden geritten. Anstelle seines Kopfes ist das erschöpfte Antlitz von SPD-Chefin Andrea Nahles auszumachen. Einer der spektakulärsten Wagen war allerdings in Düsseldorf zu sehen. Er zeigt NS-Reichspropaganda-Minister Joseph Goebbels, welcher sein frisch gewindeltes Kleinkind, den thüringischen AFD-Chef Björn Höcke, mit zufriedener Miene vor sich hält. Ein ungemein passendes Ensemble, das bis zum Beginn des Umzugs vor der Öffentlichkeit verborgen wurde.

Fazit: Auch dieses Jahr präsentierten die Motivwagen der Karnevalsjecken treffendste Satire in geronnenster Pappmaché-Form. Was freilich auch vielfältigsten Inspirationen geschuldet war. Und merke: Tradition ist und bleibt unkaputtbar.

(Claus Bach)

 
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