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Claus Bachs Bildarchiv: Ich sehe was, was Du nicht siehst

25. Januar 2023 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Die ghanaische Sängerin Jojo Abot während Vernissage des Kunstfest-Projekts „Fabulous Jakobsplan“ am 22. August 2015
Die ghanaische Sängerin Jojo Abot während Vernissage des Kunstfest-Projekts „Fabulous Jakobsplan“ am 22. August 2015

Ich sehe was, was Du nicht siehst

Nein, das ist kein Kinderspiel, sondern ein ironischer Kommentar. Den formulierte eine Besucherin des Kunstprojekts „Fabulous Jakobsplan" im August 2014. Nachdem sie vermeintlich bekannte Zeitgenossen auf dem historischen Foto einer Rauminstallation entdeckt hatte. Eine Gruppe von drei Student*innen hatte sich damals der Historie des Weimarer Studentenwohnheims „Jakobsplan" auf empathische Art und Weise angenähert. Und weitere ausländische Kunststudent*innen eingeladen, einige Zimmer und Etagen des Gebäudes mittels Installationen zu bespielen. Herausgekommen war ein ungemein erfrischender Parcours, welcher zwischen lokaler Erfahrung und reiner Erfindung changierte. So wurden Weimars Bürger*innen in einen Teil des akademischen Kunstausbildungsbetriebs der hiesigen „Bauhaus-Universität" einbezogen. Indem sie in die Studienarbeit einiger Akteure eintauchen konnten. Eine spannende Sache. Jenes Projekt war zugleich die Master- Abschlussarbeit im Studiengang „Public Art and New Artistic Strageties." Zu deutsch: „Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien". Dieser Studiengang hatte explizit internationalen Charakter und war ganz und gar auf die Verbindung der Welt mit der Kleinstadt Weimar ausgerichtet. Mutwillig pauschal ausgedrückt. Der Name war Programm. Initiiert von einer amerikanischen Professorin der hiesigen UNI. Vor reichlich zwanzig Jahren. Unterrichtet wurde ausschließlich in englischer Sprache. Aus- und inländische Student:innen waren die Akteure. Viele Jahre lang agierte man in Kollaboration mit örtlichen Institiutionen wie der Klassikstiftung, der Gedenkstätte Buchenwald, diversen Galerien und dem Kunstfest. Kurzum: Die akademische Kunstausbildungsblase wurde temporär aufgestochen und Teil des öffentlichen Lebens.

Und genau das war das Herausragende. Keine, aber auch keine andere Kunstakademie Deutschlands hat bisher sowas im Programm. Kaum zu glauben, aber wahr. Doch ausgerechnet jener Studiengang könnte nun zur Disposition stehen. Unter anderem sollen personell-inhaltliche Veränderungen ein Grund sein. Das klingt gar nicht gut. So laufen denn viele Alumni sprich ehemalige Absolventen in den sozialen Netzwerken Sturm und bangen um seinen Fortbestand. Und das nicht zu Unrecht.

Denn ein erfolgreich gewachsenes Alleinstellungsmerkmal der UNI steht auf dem Spiel. Nicht mehr und nicht weniger.

Möge der Stein des guten Glücks sein tonnenschweres Gewicht entscheidend ausüben.

 

 

(Claus Bach)

Claus Bachs Bildarchiv: Ich sehe was, was Du nicht siehst

Autor: nbv