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Claus Bachs Bildarchiv: Impossible is Nothing
23. Oktober 2024 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Wer in den letzten Wochen einen Ausflug in Weimar zum Burgplatz unternommen hat, wird kaum die verhüllte Fassade des Hauses der ACC Galerie übersehen haben. In aufwändiger Art wurde sie nahezu komplett mit Sport- und Freizeitklamotten der Weltfirma ADIDAS zugetackert. Ein rotes Netz aus dicken Seilen hält den riesigen Textil-Flickenteppich zusammen. Das sieht schon sehr bunt und auffällig aus. Was auf den ersten Blick als neueste PR-Kampagne für den Weltkonzern durchgehen könnte, entpuppt sich allerdings beim Lesen des textilen weißen Textbanners als ihr Gegenteil. Im Design eines vergrößerten Waschsymbol-Etiketts sieht man darauf nicht nur die bekannten Pflegesymbole, sondern liest auch die englisch formulierte Parole: „Our garment workers divers better". Zu deutsch übersetzt: „Unsere Bekleidungsarbeiter*innen werden besser". Das ist zunächst etwas irritierend, trifft aber den Kern der Sache. Und der besteht aus diversen Protestaktionen einer weltweit vernetzten Gruppe, die seit Jahren auf die schlechten Arbeits- und Entlohnungsbedingungen für Textilarbeiter*innen des Weltkonzerns aufmerksam macht. Das Berliner Künstlerinnenduo „Threads and Tits" ist Teil jener Bewegung. Zusammen mit dem US-Kollektiv „The Yesmen". agieren beide dabei als klassische Kommunikationsguerilla. Das ist eine künstlerische Strategie, die sich in bestehende Kommunikations- und Geschäftsstrategien eines Unternehmens zunächst eingliedert und diese dann mittels eigenen Protest-Aktionen unterwandert. Unter dem ausgedachten Motto „Own the Reality" entstand eine vermeintliche ADIDAS-Kampagne und Laufstegkollektion, die in den internationalen Medien für Aufsehen sorgte.
Mit schwarzem Humor und Subversion zielt sie auf die Verbesserung von Arbeitsbedingungen entlang der ADIDAS-Lieferkette. Beispielsweise durch Einbrennen des Firmenlogos auf das Gesicht eines Models mittels glühendem Metallstempel. Freilich als vorgetäuschte Aktion, die das Markenbranding wörtlich nimmt und damit auf das aggressive geschäftliche Agieren des Weltkonzerns verweisen will.
Die Ausstellung zeigt ausführlich jene Aktion, die zusammen mit den „Yesmen" entwickelt und während der vergangenen „Fashion Week" in Berlin einem schockierten Publikum präsentiert wurden. Das Motto der Show, „Impossible is Nothing" - Unmöglich ist Nichts – ist dem Ausspruch des Weltchampions des Boxsports, Muhammed Ali, entlehnt. Sein kämpferischer Leitspruch wurde zum wörtlich genommenen Klassiker. Die Ausstellung ist noch bis zum 27. Oktober in den Räumen besagter Galerie zu sehen.
Claus Bach
Zur Ausstellung: https://acc-weimar.de/ausstellungen/a/impossible_is_nothing_-2021.html
Claus Bachs Bildarchiv: Impossible is Nothing