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Claus Bachs Bildarchiv: Lost Places, verklebt und verleistet

13. September 2023 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Schon seit gefühlten Jahrzehnten ist das Besuchen und Fotografieren vergessener Orte zur beliebten Freizeitbeschäftigung geworden. Jene Lost Places sind in der Regel verwilderte Ruinen der Militär-, Industrie- und Zivilgeschichte und werden wohl nie ihre Anziehungskraft verlieren. Denn der Reiz des Entdeckens verbindet sich mit der Erschließung lokaler Historie. So lässt sich auch jedes kleinste Relikt vor Ort mit Bedeutung aufladen. Vom rostigen Nagel bis hin zu Efeu berankten Verließen und so weiter. Gern wird neben dem Kamera-Equipment auch ein Metalldetektor mitgeführt. Als Hilfsmittel moderner Schatzsuche. Überflüssig zu sagen, das jene Lost Places zum einschlägigen Szene-Hype der letzten Jahre wurden. Dementsprechend ist nach der Bildersuche im Internet eine Armada exotischer Trümmerbilder zu finden, die in einschlägigen Internet-Foren bis zum Überdruss gipfeln. Jenem Phänomen hat sich nun auch die örtliche ACC-Galerie angenommen und die Angelegenheit schonungslos konsequent durchgespielt. Nach einem Open Call im Netz kamen erwartungsgemäß massenhaft Fotografien romantisierender Trümmerbilder zusammen. Nicht nur Europaweit. So werden an den Wänden des Galerie-Labyrinths alle möglichen und unmöglichen verlassenen Orte durchgenommen. Eingefasst in ein verschiedenfarbiges Wallpaper-Leistenraster kann man sich durch alle Gänge lesen und sich an den jeweils angezeigten Kapiteln orientieren. Von verlassenen Orten Weimars über jene Thüringens bis hin zu jenen der großen weiten Welt. Und selbst virtuelle Lost Places fehlen nicht. Manche nennen es stillgelegte Webseiten, andere schlicht Internet-Mumien. Die sehen vor Ort lustiger aus, als man vermuten würde.

Ein kleines gelbes Lego-Männchen mit dunkelbrauner Helmfrisur schaut entsetzt in Richtung Betrachter und zeigt den Fehler Nummer 404 an. Doch auch das Universum samt Mikrokosmos fehlen nicht. Im blauen schmalen Gang der Galerie unternimmt man eine Reise in bebilderte verlassene Orte des Weltraums. Eine eher populärwissenschaftliche Bilderstrecke, die geborstene Flugkörper beim Start und verlassene Raketenterminals zeigt.

Im anschließenden roten Gang setzt sich die Fotostrecke ins Körperinnere fort. Bis hin zu jenen des Mikrokosmos. Nichts, aber auch nichts wurde ausgelassen. So ist diese Show eine durchweg erhellende, ironische und zugleich auch unterhaltende geworden. Ebenso erhellend ist auch ihr Name: Der nennt sich schlicht ENDLAND.

Das passt durchaus. Die Ausstellung ist eine Koproduktion mit dem Kunstfest und noch bis zum 05. November zu sehen.

 

(Claus Bach)

Claus Bachs Bildarchiv: Lost Places, verklebt und verleistet

Autor: nbv