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Claus Bachs Bildarchiv: Ohne Spieler im Strafraum

30. Juni 2021 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Ohne Spieler im Strafraum wird es schwer, ein Tor zu erziehlen. So wurde kürzlich die mangelnde Torgefährlichkeit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach einem der letzten Spiele der diesjährigen Fußball-EM kommentiert. Und weiter: „Wenn der Druck von vorne kommt, kann er Dich auch mal niederstrecken." So anstrengend kann also das Sein manchmal sein.

Jene Kommentare haben der Sache ungewollt dialektische Dimensionen verliehen. Jedenfalls dann, wenn besagter Ball und seine Spieler zum Maß aller Dinge werden. Und wie sich so etwas als pseudophilosophischer Kommentar eines Fußballspiels anhören kann, beweist nachfolgender Fachtext zur Sache. Doch Vorsicht. Denn selbstverständlich geizt er nicht mit Fremdworten:

Die apodiktischen Entscheidungen der Unparteiischen unterbanden jeglichen kreativen Impetus der Kontrahenten. Sie wirkten sich entsprechend restrukturierend aus. Klandestine Ängste vieler Akteure traten schlagartig zu Tage. Auf rein pragmatischer Ebene vollzog sich ein deutlicher Paradigmenwechsel. Spielerische Momente wurden obsolet. Anstelle rein improvisatorischer Aktivitäten dominieren nun stringent resultative das Geschehen. Dabei bleiben allerdings probate Mittel wie das akzelerierte Forechecking erhalten. Welches wiederum im krassen Gegensatz zu auffällig retardierenden Bewegungen steht. Die Eupraxie der einzelnen Operateure wurde in Mitleidenschaft gezogen und verlor an Gewicht. Das zieht gewisse atavistische Momente zwischen den Sinn stiftenden Massen nach sich. Zwar ist das Individuum noch Teil der auratischen Masse. Aber es gerät zunehmend unter das Diktum eines ephemeren synchronen Spektakels. Die prononcierte Ambivalenz der Unparteiischen wird umso mehr zum Katalysator des Geschehens. Daran können freilich auch die eloquenten Konzepte der jeweiligen Trainer nichts mehr ändern. Offen bleibt allerdings, wie stark sich die zukünftige Negation existierender Reglements in Zukunft auf die prosperierende Dynamik der Ereignisse auswirkt.

So durchtrieben könnte ein Kommentar zur Fußball-EM im Jahre 2021 klingen und vielleicht eine neue Zielgruppe ins Auge fassen: Die der Fußball-Hasser.

Denn das sollen ja meistens kulturelle Feingeister sein.

(Claus Bach)

 

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Autor: nbv