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Claus Bachs Bildarchiv: Präsent 20

16. Februar 2018 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Am Aschermittwoch ist für Karnevalsjecken bekanntlich alles vorbei.
Zurück bleiben feucht-fröhliche Erinnerungen an die letzte Kostümparty. Meist denkt niemand mehr an irgendwelche Verkleidungen. Die sind per se austauschbar. Als da wären die üblichen Phantasie-Uniformen. Engel, Teufel, Cowboy, Indianer und so weiter.
Doch es gibt sie noch, die besonders markanten Kostüme. Meistens ist ihr Ursprung ein zeitgenössischer, der gesellschaftliche Momentaufnahmen zum Inhalt hat. Ähnlich den Motivwagen der berühmten rheinländischen Rosenmontags-Umzüge. So ist es nur folgerichtig, dass auch die Erinnerungskultur der jüngsten deutschen Geschichte durchaus zur Verkleidung inspirieren kann. Vielleicht aus einer Art Überdruss oder Provokation heraus. Was dabei herauskommt, lässt nicht lange auf sich warten:
Man geht als DDR-Bürger zum Fasching. Kein Witz. Textil hochgerüstet mit diversen Kunststoff-Klamotten, die schnell nach Schweiß müffeln. „Präsent 20" hieß jene DDR-Kunstfaser, aus dem die verschiedensten Bekleidungsstücke hergestellt wurden. Vom knitterfreien Herrenanzug bis hin zu Hemden. Erhältlich in verschiedensten Farben und Grundmustern.Gerne getragen von Parteifunktionären und Beamten. Oder man geht als Mitglied der DDR-Jugendorganisation „Freie Deutsche Jugend". Dazu reicht schonmal ein dunkelblaues Nylonhemd mit schwarzer Hose. Altersbedingt wäre auch das Kostüm eines Jungpioniers realistisch. Weißes Hemd und blaues Halstuch und fertig. Das Modell „Dissident" hingegen würde größeren Spielraum erlauben: Langhaar-Perücke, Bluejeans und Rollkragenpullover sind schonmal gesetzt. Gleiches gilt freilich für die IM's der Stasi. Nicht zu vergessen das Kostüm „Tramper": Jesuslatschen, grüner Parka, Hirschbeutel, Klapsband und Umhänge-Bart. Für Damen wäre ein wildlederner Glockenrock zu pinkfarbener oder beiger Kunststoffbluse auch in Ordnung. Kurzum, das Spektrum entsprechender Kostümierungen kann außerordentlich groß sein. 

Und was sagt uns das? Spätestens 29 Jahre nach der Wiedervereinigung ist auch die Marke „DDR-Bürger" ins Reich der karnevalistischen Phantasie gerückt. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt.

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Claus Bachs Bildarchiv: Präsent 20

Autor: nbv