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Claus Bachs Bildarchiv: Sanierte Waffeleisenstruktur

18. November 2020 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Der "Lange Jakob" in Weimar ist schlicht zum Inbegriff für alle Hochhaus- und Neubauhasser geworden. Wie eine Trutzburg der Vergangenheit überragt das Studentenwohnheim die ansonsten so beschaulich anzusehende Kleinstadt. Bis heute umstritten, doch praktisch für die Benutzer. Eine visuelle und architektonische Provokation, ein bauliches Relikt aus vergangenen DDR-Zeiten, das wie kein anderes zum markanten Gegenpol von Bastille und Stadtschloss wurde und so das Erscheinungsbild der Stadt prägt. Und auch Beleg dafür, wie die enthemmte Architektur-Moderne der sechziger Jahre auch und gerade in Weimar wütete. Glücklicherweise fehlte im damaligen Osten Deutschlands schlicht das Geld, um Schillerstraße und historischen Markt so zu verbetonplatten wie im Westen. Pläne dafür gab es schon.
Ursprünglich sollte das Wohnheim allerdings an einem ganz anderen
Ort stehen: Laut Auskunft der damals federführenden Architektin Anita Bach war als Standort die Belvederer Allee geplant. Doch auf Geheiß der damaligen SED-Parteileitung musste er in die Nähe des Ensembles des ehemaligen Gauforums verlegt werden. Als architektonische Gegenansage der neuen sozialistischen Gesellschaft.

Bekanntermaßen steht das Gebäude als Teil der Innenstadt unter Ensembleschutz. Seit dem Frühjahr 2018 wurde es umfassend saniert.
Allein für die Entkernung wurden 12000 Quadratmeter Tapete, 3000 laufende Meter Stahlrohre, 400 Heizkörper und fast ebenso viele Kleiderschränke, Betten und Matratzen entfernt. Zuzüglich 470 Innentüren und nicht tragende Wände. Nach reichlich zweijähriger Bauzeit ist der Lange Jakob nun wieder bewohnbar. Seit zwei Tagen ziehen die ersten Studierenden ins sanierte Wohnheim ein. Insgesamt stehen nun 172 Einzelapartments und jeweils 22 Zweier- und Sechser-Wohngemeinschaften zur Verfügung. Inklusive drei behindertengerechte Wohnungen im Erdgeschoss. Und auch rein optisch soll sich das Gebäude verbessern, wie die Beschreibung des ausführenden Projektierungsbüros verkündet. Die sogenannte "Waffeleisenstruktur" seiner zwei Giebelfassaden wurde originalgetrau saniert und verweist damit auf seine Entstehungszeit der 1970iger Jahre. Beide Wohnblöcke sind jetzt von einem neuen gläsernen Treppenhaus mit Fahrstuhlschacht miteinander verbunden und verleihen dem Gebäude so ein weitaus eleganteres Erscheinungsbild.
Gute Nachrichten. Zumindest für Freunde des Hochhauses.

 

(Claus Bach)

 

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Autor: nbv