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Claus Bachs Bildarchiv: Solidarisch getaped

24. Juli 2024 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Seit einigen Tagen verbreitet sich unter der Fangemeinde des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump ein ganz eigenes Phänomen. Immer mehr Verehrer und Verehrerinnen ihres gottgleichen Helden verkleben sich ihr rechtes Ohr mit einer weißen Mullbinde. Selbstverständlich in solidarische visueller Anspielung auf das dem Attentat geschuldete verletzte Ohr ihres Heiligen. Vor allem natürlich zu dessen Wahlkampfveranstaltungen. Selbst kleine Kinder werden bisweilen von Ihren Eltern in jener Art getaped. Betrachtet man die Fotografien jener Menge, sieht das ziemlich surreal aus. Als ob alle Teil einer kollektiven Theaterperformance sind. Was im Grunde auch nicht ganz so falsch ist. Denn jene zelebrierten Wahl-Conventions nehmen zunehmend einen ausgesprochen religiösen Charakter an. Gut möglich, dass ihr Auserwählter während der nächsten Events wie die vielen rot-weiß-blauen Ballons ins Publikum schwebt. Oder über einen großen Fluss wandelt. Nicht mehr von dieser Welt und schlicht unkaputtbar. Freilich hat auch die Gemeinde des Internets per Künstlicher Intelligenz nachgelegt. So kursiert in den sozialen Netzwerken ein farbiges Bild, das fotorealistisch eine klassische dreiköpfige Familie im Stil der 1950iger Jahre zeigt: Sie sitzt an einem Tisch in einer Art Klassenzimmer und schaut gebannt und hoffnungsvoll in die Ferne.

Alle tragen jeweils eine weiße Mullbinde an ihrem rechten Ohr. Vor ihnen liegt ein aufgeschlagenes großes Buch auf dem Tisch. Das blond gewellte Haar der Dame ist dabei besonders auffällig. Genauso wie das ebenfalls blond frisierte Haar ihrer kleinen Tochter. Der Ehemann trägt einen dezent grauen Anzugsakko zur korrekt geschnittenen Kurzhaarfrisur. Die gesamte Szene erstrahlt in weichem goldfarbenem Licht. Wie eine Art seitlicher Heiligenschein. So sieht also das Wunschbild der Wählerinnen und Wähler des Republikaners aus. Wie in einer Filmszene aus jenen 1950iger Jahren. Ein Schelm, wer schlechtes dabei denkt.

Claus Bach 

Claus Bachs Bildarchiv: Solidarisch getaped

Autor: nbv