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Claus Bachs Bildarchiv: Systemrelevante Momente

08. April 2020 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

In diesen infektiösen Zeiten wächst der Hang vieler Mitmenschen zum humoristischen Umgang mit der bisweilen beklemmenden Situation. Denn irgendwie will man dem Anblick atemschutzmaskierter Zeitgenossen und Zeitgenössinnen im öffentlichen Raum schon etwas entgegensetzen.
Ein Umstand, welcher genau so zur existenziellen Spezies gehört wie die tägliche Nahrungsaufnahme.
So hat sich binnen kurzer Zeit eine regelrechte Flut von lustigen Bildern und Filmschnipseln in allen möglichen vorhandenen Medien und sozialen Netzwerken entwickelt. Das führt mancherorts zu regelrechten Challenges um die skurilsten Bilder und Filmchen. Bis hin zu selbst inszenierten schrägen Spontan-Aktionen. So war sich ein angefressener Wintersportler, ob seines gecancelten Urlaubs nicht zu schade, die Sache ersatzweise in seiner Wohnung per Stop-Motion-Technik nachzustellen. Von der Decke aus kann man nun sehen, wie er verschiedenste riskante Abfahrtstechniken auf der Piste seines Holzparkett-Fußbodens in kompletter Skiausrüstung realisiert. Inklusive unvermeidlicher Stürze. Dabei rammt er das eine oder andere mal auch die weißen Wände seines Zimmers oder landet gezielt im weiß aufgeschüttelten Bett in der Ecke des Zimmers. Das sieht nicht immer nur ungemein lustig, sondern machnmal auch ziemlich halsbrecherisch aus.

Obgleich alle Zuschauer freilich wissen, dass sich der selbst ernannte Simulationssportler wahrscheinlich zu keinem Zeitpunkt verletzt hat. Aber man kann ja nie wissen. Häusliche Unfälle sollen ja keine Seltenheit sein. Und überhaupt spielt die performative Selbstdarstellung in Zeiten von
Corona-Quarantäne eine immer auffälligere Rolle. Die eigene Wohnung wird spontan zur Bühne umfunktioniert. Denn merke: Solange es der mental-psychologischen Erbauung zum Zwecke der stimulierenden Belustigung des Publikums dient, ist fast jedes aktionistische Mittel recht. Ab sofort ist jeder Art-Director, Darsteller und selbstverständlich Künstler oder Künstlerin. Da reicht manchmal schon ein kleines improvisiertes Filmchen mit Plüschhamster, Kunststoff-Nilpferd und verwickelten Toilettenpapier-Resten. Es lebe das Klischee.
Kurzum und mit anderen Worten: Filmt ruhig weiter, aber verletzt Euch nicht dabei. Bleiben wir also wie immer gespannt und neugierig. Sport frei.

 

(Claus Bach)

 

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Autor: nbv