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Claus Bachs Bildarchiv: The Son of God

27. März 2024 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Im Frühjahr des Jahres 2001 hatte die Britische BBC per Computersimulation das vermeintliche Antlitz Jesus Christus neu generieren lassen. Gedacht war die Angelegenheit für die damalige TV-Serie „Son of God". Der Heilige und Märtyrer sollte lebensnah aussehen und neugierig machen. Grundlage war der Schädel eines Mannes, der etwa zur gleichen Zeit wie Jesus Christus gelebt haben soll. Der zur Rekonstruktion benutzte Schädel wurde damals bei Straßenbauarbeiten in Jerusalem gefunden. Israelische Archäologen hatten diesen Ort als eine jüdische Begräbnisstätte aus dem 1. Jahrhundert identifiziert.

Zu sehen ist nun Jesus als orientalischer Typ mit buschigen Augenbrauen, kurzem Haar und Vollbart. Dieser neue Christus könnte gut als Bewohner der heutigen arabischen Welt durchgehen. So wirkte das Ganze wie ein visueller Kurzschluss, wenn man in das computergenerierte Antlitz des Weltheiligen blickt. Denn das sieht grundsätzlich anders alle bisherigen Darstellungen aus. Die stellen ihn bekanntermaßen mit langem Haar und feinen, idealisierten Gesichtszügen dar. Und es ist freilich kein Geheimnis, dass sämtliche Christus-Darstellungen immer verklärend auszusehen hatten. Wurden sie doch jeweils im kirchlichen Auftrag geschaffen. Einige realistische Darstellungen wie jene des Malers Matthias Grünwald bilden die Ausnahme.

Er hatte seinerzeit einen echt leidenden Christus am Kreuz gezeigt.

Selbstverständlich mit Märtyrer-Interpretationsspielraum für die Glaubensgemeinde. Zu allen Zeiten wurde das Christus-Bildnis benutzerdefiniert verwendet. Eine erste Renaissance erlebte es in den

1960iger Jahren. Die Flower-Power-Generation hatte ihren neuen Frontmann. „Jesus Christ, Superstar" machte die Bibel szenetauglich.

Zu den Rave-Events der 1990iger Jahre war „God is a DJ" Gebot der Stunde. Später hatte sogar eine Skinhead-Band das Vaterunser als Songtext zelebriert und das völlig ernst gemeint.

Eine Sprecherin der katholischen Deutschen Bischofskonferenz betonte damals, dass es unerheblich sei, wie Jesus zu Lebzeiten ausgesehen hat. So erhält der temporär benutzte fast banale Spruch „Auch Jesus Christus war Ausländer" auch und besonders im Jahr 2024 wiederkehrende Aktualität. Frohe Ostern!

 

(Claus Bach)

Claus Bachs Bildarchiv: The Son of God

Autor: nbv