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Claus Bachs Bildarchiv: Viel hilft viel

25. Oktober 2018 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

"Das erinnert mich doch glatt an Woodstock!", entfuhr es dem Conférencier während der Einweihungsfeier des berühmten Weimarer Hotels "Elephant" beim Anblick des Auditoriums. Freilich erntete er mit diesem Kalauer jede Menge wohlwollendes Gelächter.

So volksnah hätte sich das Haus noch nie gezeigt. Ein bunter Strauß an Veranstaltungen aller Couleur soll den "Elephanten" zukünftig zum festen Bestandteil des lokalen Kultur- und Veranstaltungslebens werden lassen. Als ein Ort der Begegnung. Was man auch schonmal an der neuen Einrichtung des Hauses erleben könne. Denn die hat sich völlig gewandelt. So wird der Besucher schon im Foyer von raumgreifenden pastellfarbenen Sofas, diversen Sesseln nebst bunten Kissen und Beistelltischlein gutbürgerlich empfangen. Oder sollte man eher spießig sagen? Zumal es etwas Mühe macht, sich zwischen besagten Mobiliar seinen Weg in den offenen neuen Lichtsaal zu bahnen. Der sieht nun freilich auch ganz anders aus.
Beim ersten Anblick wird man allerdings den Eindruck eines bekannten Einrichtungshauses nicht mehr wirklich los. Vier große raumaufteilende Regale bestimmen das Geschehen und teilen den ehemaligen "Richard Wagner Saal" nun in sechs Couch-,Tisch- und Sesseleinheiten. Sprich Sitze-Buchten, welche für Gemütlichkeit während kommender Veranstaltungen sorgen sollen. Zuzüglich kleiner lederner Hocker in verschiedensten Farben und Formen.
Und auch alle Wände wurden konsequent bis zur Decke bespielt. In klassischer Petersburger Hängung können nun die Besucher insgesamt 116 Kopien von Bildern und Fotografien berühmter Künstler betrachten. Als da wären jene eines Alfred Ahner, eines Louis Held, des unvermeidlichen Kandinsky, Udo Lindenberg und so weiter. Hier wurde nicht gekleckert, sondern zünftig geklotzt. Schluss mit dem kalten Kunst-Einheitsdesign von gestern. Willkommen im zeitgenössisch-kuscheligen Möbellager.
"Boutique-Style" nennt sich jenes offensichtlich angesagte Einrichtungsprinzip. "Das ist in New York und Tel Aviv schon wieder durch", entfuhr es spontan einem Gast beim Anblick des Einrichtungsensembles. Wüsste man es nicht besser, wähnte man sich in einer anschaulichen Darstellung des Begriffs Kitsch. Den kann man nun in seiner reinsten mutwillig verdinglichten Form erleben. Fehlt noch das Bälle-Bad um die Ecke. Woodstock lässt grüßen. Aber wie heißt es doch so schön: Die einen sagen so, die anderen so. Angeblich soll Möbel-Trash ja auch gemütlich sein. Bleibt abzuwarten, wie die neuen Betreiber den Spagat zwischen dem Luxus eines Fünf Sterne-Hotels und dem finanzklammen Volk bewältigen werden.
Das kann noch spannend werden.

 

 

(Claus Bach)

 
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Autor: nbv