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Claus Bachs Bildarchiv: Virale Momente
13. März 2020 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Wer in diesen Tagen im Internet in eine Suchmaschine das Wort Coronavirus eingibt, wird schnell fündig. Und nicht nur dort. Sondern auch in allen anderen Medien fallen sofort die unterschiedlichsten grafischen Symbolbilder des neuen Virus ins Auge. In der Regel zeigen sie meist eine Kugel, aus der oberflächendeckend verteilt gleichmäßig kleine dunkle Strünke herausragen. Je nach Intention der Grafiker/innen ist besagte Kugel orange, blau, bedrohlich schwarz, giftgrün oder neongelb bis rot eingefärbt. Und auch die kleinen polypenartigen Auswüchse werden verschiedenfarbig angelegt. Wobei hier meist grelle Dunkelrot- oder Blautöne dominieren. Freilich sind das alles bildliche Verknappungen, die sich von einer ursprünglich monochromen Grauwert-Darstellung mikroskopischer Aufnahmen des Virus ableiten. Letztere werden dann auch mal in reinen Blau-, Grün- oder Orangetönen angelegt. Selbstverständlich lassen auch die grafischen Bemühungen vieler Netzwerk-Aktivisten nicht auf sich warten. Am meisten kommen orangefarbene Clementinen vor, welche regelmäßig mit kleinen dunkelbraunen Gewürznelken gespickt wurden. Witzige Bilder, welche die aufkommende Hysterie ironisieren wollen.
Doch allen sinistren Darstellungen des Virus ist gemeinsam, dass sie eine möglichst bedrohliche respektive unheimliche Wirkung vermitteln sollen. Kurzum: Es handelt sich um die Visualisierung einer unbekannten Gefahr, wie es im Fachjargon heißt. Die steigert sich freilich noch, wenn man aktuelle Fotografien von menschenleeren öffentlichen Gebäuden, Plätzen und Straßen in durchweg allen zeitgenössischen Medien erblickt. Oder Passanten in komplett weißer oder hellgrüner Schutzbekleidung. Inklusive Mensch gewordener Warteschlangen vor dem Discounter, welcher Desinfektionsmittel und Toilettenpapier im Sonderangebot hat. Mit anderen Worten: Ab sofort hat der Surrealismus von unserer realen Welt Besitz ergriffen. In einer apokalyptisch-biblischen Dimension, die man sich nicht wirklich vorstellen will. Und auch Verschwörungstheoretiker aller Couleur dürften zur Hochform auflaufen. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt.
(Claus Bach)
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