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Claus Bachs Bildarchiv: Wahlkampf-Blues

13. Februar 2025 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Am Geländer einer Fußgängerbrücke über der Autobahn A4 zwischen Erfurt und Weimar steht eine erwachsene Person über der Mitte der Fahrbahn. Sie ist komplett in einen dunklen Kapuzenparka gehüllt und hält mit ihren Händen den Stiel einer auffällig großen Deutschlandfahne in Richtung anfahrenden Verkehrs. Dabei blickt sie aus der Kapuzenöffnung in die Ferne. Trotz des windig kalten Wetters scheint sie schon länger in dieser Pose zu verharren. Erstarrt im Nationalpathos unter bedecktem Himmel, einem temporären Denkmal gleich. Oder einer Kampfansage. Eine verstörende Szenerie, die nur für einige Sekunden wahrnehmbar ist und trotzdem haften bleibt. Normalerweise ziehen sowas Fußballfans in der Gruppe nach einem Sieg ihrer Mannschaft durch.

Zwei Herren, seriös gekleidet in dunklen Anzügen stehen in der spartanisch eingerichteten Studiokulisse des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und antworten auf die Fragen von zwei Moderatorinnen. Dabei werben sie für ihre Wahl zum Kanzlerkandidaten. Vor rätselhaft gerastertem türkisblauem Hintergrund spricht jeder von seinem Pult aus. Und argumentiert bestimmt, aber geduldig für seine Agenda. Einer wirft dem anderen selbstverständlich politisch-handwerkliche Inkompetenz vor. Das TV-Duell verlief in der Sache hart aber trotzdem fair, wurde danach betont medial übereinstimmend berichtet. Je nach Lager sah die eine oder andere Partei ihren Frontmann als Sieger. Die einen sagen so, die anderen sagen so. Im Endspurt zur vorgezogenen Bundestagswahl türmen sich die Wahlplakate aller Parteien auch an den markanten Straßenrändern und Plätzen der Dichterstadt. Wie üblich mit den Konterfeis der Parteien-Protagonisten:inne und deren mehr oder weniger nassforschen Statements versehen.

Der visuelle Propaganda-Showdown hat routiniert eingesetzt. Diesmal allerdings dürften die Aktivisten der Parteien mehr zu tun haben. Dafür sorgt ein auffälliger Vandalismus der Sichtwerbung. Auch der Umgang der Polit-Konkurrenz wird langsam, aber bestimmt ruppiger. Willkommen im Epizentrum der Politperformer*innen und Trolle.
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie das Grundgesetz und fragen Sie den Verfassungsschutz oder wenden sich an die nächste örtliche Polizeidienststelle.

Claus Bach

Claus Bachs Bildarchiv: Wahlkampf-Blues

Autor: nbv