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Claus Bachs Bildarchiv: Wir konnten ja, wenn wir sollten.
15. Oktober 2025 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Oder: Man ist immer lösungsorientiert durch die Gegend gelaufen.
Das war eine der Sprüche der aktuellen TV-Sendung „DDR Genial".
Und wieder einmal wurden meist technische Erfindungen und Neuerungen aus DDR-Zeiten aus der Mottenkiste gekramt und mittes bekannter Persönlichkeiten lustig erfrischend zelebriert. Eine Homage an den ostdeutschen Pioniergeist.
Als da wären skurile Malimo-Stoffe und Gewebe, Dederon-Kittelschürzen, unkaputtbare Trinkgläser und dergleichen. Selbst ein klobiges Funktelefon aus den 1989igern wurde präsentiert. Das war schon lustig. Und vor allem für nicht mehr in der DDR geborene garantiert aufschlussreich.
Also für die junge Generation. Der wurde vorgeführt, wie einfallsreich ihre ostdeutsche Elterngeneration früher mal gewesen ist.
Doch wenn spätestens aktuelle Studien zu Arbeitslosigkeit, Einkommensverhältnissen und Kindergartenplätzen in Gesamtdeutschland eingeblendet werden, ist Schluss mit improvisativ und einfallsreich. Denn da grinst fies die Umrisskarte der alten DDR auf dem Bildschirm. Auch nach 35 Jahren ist die gesamtdeutsche Katerstimmung nicht wirklich besser geworden.
So erklären sich auch immerwährende Nostalgie-Storys und deren bizarre Auswüchse. Meist werden sie um die Herbstzeit der friedlichen Revolution präsentiert. Wahrscheinlich als eine Art mediale Geste an den untergegangenen sozialistischen Staat deutscher Nation.
Und ein Held wird unkaputtbar bleiben: Der erste ostdeutsche Kosmonaut. Und da ging noch mehr als eine 45 minütige Story. „60 Jahre DDR mit Siegmund Jähn – unser erster Mann im All" wurde bereits im Jahr 2009 auf die Rückseite des ehemaligen DDR-Fünf Mark-Stücks geprägt. Mit 999er Gold-Auflage. Die Anzeigenseite einer Fernsehzeitschrift warb damals sogar mit einer Tausch- Aktion. Nach dem Tod Sigmund Jähns dürfte der Wert dieser Münze gestiegen sein.
Anders als jener vieler heutiger Regionen Neufünflands.
Nachsatz: Noch in den Sommerwochen der 1989iger Ausreisewellen erfuhr die Abkürzung DDR im Volksmund eine andere temporäre Übersetzung: Sie hieß schlicht „Der dämliche Rest" und meinte all jene Zeitgenossen/Innen, welche damals allen Ernstes in ihrem Land bleiben wollten. Monate später sollte das zur ironischen Fußnote der Geschichte werden.
Die müffelnde Kittelschürze lässt grüßen.
Claus Bach
Weitere Informationen finden Sie unter: https://zweiteroktober90.de/
Claus Bachs Bildarchiv: Wir konnten ja, wenn wir sollten.