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Claus Bachs Bildarchiv: Zugespitzter Ehrgeiz

12. Oktober 2023 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

"Preis der Freiheit" heißt das dreiteilige Spielfilmdrama, das gegenwärtig wieder in der Mediathek des ZDF zu sehen ist und die letzten Jahre der untergehenden DDR zum Inhalt hat. Selbstverständlich anlässlich des nahenden 34. Jahrestags des Falls der Berliner Mauer. Einmal mehr werden die extremen Widersprüche zwischen ostdeutschen Alltagshärten und seiner erstarrten Altherren-Regierungsriege durchgespielt. Freilich wurde das schon in Serien wie "Weißensee", "Deutschland 1983", "Deutschland 1986" und anderen zelebriert. Nun aber ist eines neu. Schon der symbolgeladene Filmtitel ist dabei wörtlich zu verstehen. Denn neben den üblichen familiären konfliktreichen Verquickungen von Altkommunisten, Stasi-Apparatschiks, Neonazis und Oppositionellen spielt vor allem der berüchtigte Bereich für Kommerzielle Koordinierung im DDR-Ministerium für Außenhandel, kurz KOKO genannt, die zentrale Rolle. In Person seines Impresarios Alexander Schalck-Golodkowski und dessen besessener Frontfrau Margot Spindler. Dabei laufen Schauspieler Thomas Thieme als Alexander Schalck-Golodkowski und Schauspielerin Barbara Auer als Margot Spindler darstellerisch zur Hochform auf. Sie verkörpern die Hauptakteure jener komplexen Ost-West-Devisendeals, die an schonungslosem Zynismus nicht zu überbieten sind. Angefangen von Stückpreis-Verhandlungen für einen an die Bundesrepublik verkauften DDR-Chirurgen bis hin zu jenen für den Import westdeutschen Sondermülls nach Ostdeutschland. Mittels skurriler dramatischer Steigerung werden selbst DDR-Waffendeals in damalige Krisengebiete realisiert. Oder Technikexporte in die BRD zu uferlosen Dumpingpreisen. Alles, um die Zahlungsunfähigkeit des ersten Arbeiter- und Bauernstaates irgendwie abzuwenden. Die Motivation: Normaler Ehrgeiz reicht nicht. Zugespitzt muss er sein.

Doch auch die bundesrepublikanische Gegenseite agiert nicht moralischer, respektive menschlicher. "Unsere D-Mark Kredite funktionieren wie Drogen und machen die DDR zum Junkie. Und danach setzen wir sie auf kalten Entzug und vernichten sie", verkündet zynisch ein zuständiger West-Minister. Und er sollte Recht behalten. Welchen weiteren Verlauf die Dinge nahmen, ist bekannt und wird im letzten Teil des Dramas entsprechend durchdekliniert. Selbstverständlich auch, wie verzweigt jenes KOKO-Imperium im sogenannten kapitalistischen Wirtschaftraum gewesen sein muss. Mit offenem Blick in die Zukunft. Freilich war das schon in zahllosen Dokumentationen der letzten Jahrzehnte zu sehen. Dennoch gelingt diesem Dreiteiler eine ungemein verstörende Darstellung jener zu Ende gehenden Ost-Westdeutschen Zeit.

Es wird sicher nicht die letzte sein. Denn jährlich grüßt das DDR-Murmeltier

(Claus Bach)

Claus Bachs Bildarchiv: Zugespitzter Ehrgeiz

Autor: nbv