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Claus Bachs Bildarchiv: Eine Achttausendstel Sekunde
17. Juli 2024 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Seit dem 13. Juli 2024 konnte die mediale Weltöffentlichkeit die Geburt einer neuen Fotoikone im Sekundentakt beobachten. Gemeint ist freilich die kämpferische Geste des republikanischen US-Präsidentschafts-Bewerbers Donald Trump unmittelbar nach dem Attentat mittels mehrerer Gewehrschüsse während seiner Wahlkampfveranstaltung. Nachdem sich Trump zunächst abgeduckt hatte, erhob er sich aus der Menge seiner körperschützenden Bodygards und reckte mit blutverschmiertem Gesicht wütend seine Faust in die Höhe. „Fight!" brüllte er vor wehender US – Flagge in Richtung Publikum und laufender Kameras. Selbst das herannahende Projektil hatte ein Fotograf noch kurz zuvor festhalten können. Er löste eine Fotoserie von 30 Aufnahmen pro Sekunde aus. Mit der Belichtungszeit einer Achttausendstel Sekunde pro Bild. So konnte die us-amerikanische Öffentlichkeit die Angelegenheit in medialer Echtzeit auf ihren Screens verfolgen. Im Bruchteil einer Sekunde. Vorausgesetzt, sie befand sich in der kompatiblen Zeitzone. Mehr PR-Ikone geht beim allerbesten Willen nicht. Schlagartig reiht sich jener Moment in die Historie Ikonischer Fotografien der Zeitgeschichte ein. Vom Attentat auf US-Präsident John F. Kennedy im Jahr 1963 bis hin zu den Bildern des Anschlags auf New Yorks World Trade Center im Jahr 2001.
Zumindest muss das auch dem performenden Akteur jener Szene sehr bewusst gewesen sein. Freilich als unfreiwilligem Höhepunkt seiner Selbstinszenierung. Deren durchschlagender Erfolg wurde ihm von besagter medialen Weltöffentlichkeit reflexartig attestiert. Schon wieder im Sekundentakt. Allerdings hatte es mit jenen Bildikonen schon immer seine Schleuder. Denn bisweilen können sie auch ein unberechenbares Eigenleben entwickeln. Vor allem, was deren spätere Nachwirkungen betrifft. Manchmal kann der buchstäblich mediale Schuss noch in ganz andere Richtungen gehen.
Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv: Eine Achttausendstel Sekunde
