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Claus Bachs Bildarchiv: Einheitslametta #30

30. September 2020 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Spätestens 30 Jahre nach der Wiedervereinigung beider Teile Deutschlands quillt die Rückbesinnung auf die vergangene Zeitspanne aus allen medialen Kanälen hervor. Gebetsmühlenartig werden Vorgeschichte, Umstände und Nachwirkungen jenes Ereignisses erneut durchgenommen. Gern anhand persönlicher Biografien ehemaliger DDR-Bürger und -Bürgerinnen aus verschiedenen Generationen und sozialen Schichten. So auch im TV-Programm der ARD am vergangenen Montag: Die Dokumentation "Wir Ostdeutsche" ging erneut der Frage nach, ob denn nun jene Einheit in den Köpfen und Herzen der Menschen angekommen sei. Das Resümee konnte man schon nach einigen Sendeminuten erahnen. Will heißen: Die klassischen Mühen jener Ebene werden sich wohl noch außerordentlich langwierig gestalten. In besagter Dokumentation brachte das eine pensionierte Akademikerin aus Chemnitz mit zwei Sätzen auf den Punkt: "Woran erkennt man einen Westdeutschen, wenn es nicht Dein Verwandter ist? Entweder ist er Dein Vorgesetzter, Dein Vermieter, oder Du stehst vor Gericht." Und auch die anderen ostdeutschen Probanden verwiesen auf jene Dominanz westdeutscher Brüdern und Schwestern in allen relevanten gesellschaftlichen Ebenen. Selbst die jüngste kam nicht umhin festzustellen, bei Erwähnung ihrer Herkunft in erstaunte jung-westdeutsche Gesichter zu blicken.

Und selbstverständlich wurde zum wiederholten Male die wirtschaftliche Vereinnahmung der DDR als verlängerte Werkbank des Westens respektive Billig-Absatzmarkt thematisiert. Kurzum und bis zum Überdruss bekannt:
Der Kapitalismus, der alte Schlawiner, ist klarer Sieger der bundesdeutschen Einheitgeschichte. Inklusive aller Risikien und Nebenwirkungen. Wie letztere dann aussehen, zeigte die Doku am Beispiel eines ehemaligen brandenburgischen Bundeswehr-Soldaten, der in Afghanistan eingesetzt war und danach Politikwissenschaft studiert hatte. Seine wachsende Unzufriedenheit mit der bundesdeutschen Parteienlandschaft hatte ihn aus den Reihen der SPD getrieben. Heute sitzt er für die AFD im Bundestag. In derem Ausschuss für Arbeit und Soziales.
Voilá. Ein Schelm, wer schlechtes dabei denkt.

(Claus Bach)

 

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Autor: nbv