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Claus Bachs Bildarchiv: In der Krise steckt die Chance

22. Juli 2020 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

In der Krise steckt die Chance...... Selbstverständlich erweist sich dieser zur Floskel gewordene Satz für die Urlaubsplanung in coronabedingten Zeiten als problematisch.
Denn wer seine Auslandsreise nicht schon sehr langfristig in ein Land mit bisher lockeren Einreisebedingungen geplant hat, wird es bestenfalls bis zur Ostseeküste oder einen anderen Erholungsort Deutschlands schaffen. Allerdings dürften jene Regionen mittlerweile auch überlaufen respektive ausgebucht sein. Bleiben also nur noch Tagesausflüge und ausgiebige Aufenthalte auf dem heimischen Hausbalkon - oder Garten. Falls letztere vorhanden sind. Und so wäre denn für viele daheim bleibende vielleicht eine entspannende Buchlektüre die Alternative. Dass die auch ungemein erfrischend sein kann, beweist ein kleines satirisches Büchlein des deutschen Autoren Dietmar Bittrich. Mittlerweile ist daraus ein kleiner, aber feiner Dauerbrenner geworden. „Alle Orte, die man knicken kann", heißt sein ironischer Reiseführer, der für unsere zeitgenössische Urlaubs – Lockdown – Phase wie geschaffen ist. Als eine Art Trostspender in reisebeschränkter Zeit und temporäres Serum gegen aufkommendes Fernweh. Denn man ahnt es schon: Fast alle Epizentren und Hotspots des zeitgenössischen Massentourismus kriegen im Buch ihr Fett weg. Nachfolgend einige markante Beispiele:

Kultiger Hubschrauberflug über New York gefällig? Ja nicht! Denn laut Autor kosten zehn Flugminuten schlappe 70 Euro pro Nase. Inclusive Kampf um die Fensterplätze. Freilich ohne eigenen Fotoapparat. Fotos gibt's für extra Geld vom mitfliegenden Profifotografen. Mona Lisa im Pariser Louvre angucken? Der reinste Stress – vor lauter Touristenköpfen sieht man das kleine Bild gar nicht und braucht ordentlich Geduld. Die „Goldene Stadt" Prag ist vor allem für Ihre Taschendiebe golden. Der Markusplatz in Venedig müsste eigentlich in Touristen - Sammelplatz umbenannt werden. Wenn er nicht schon so romantisch von den ansässigen Tauben zugeschissen würde. Bevor man ins berühmte „Tal der Könige" in Ägypten vordringt, muss man einen qualvollen Souvenir- Parcours durchlaufen. Distanz der touristischen Todesmeile mit vielen „Ramsches": 500 Meter. Und die können länger sein als man es wahr haben möchte. Die Inka - Ruinenstadt Machu Picchu in Peru verkommt infolge fehlender Toiletten zur müffelnden Freiluft-Kloake. Die Aufzählung trägt freilich amüsante Züge und lebt trotz dessen genauso von Achtung Respekt der beschriebenen Örtlichkeiten. Doch neben dem ironischen Spektakel schafft dieses kleine Buch eines: Auf trockene Weise führt es den organisierten touristischen Flurschaden vor. Obgleich wir all das wissen, ist es umso bedrückender. Da sollte man eigentlich gar nicht mehr wegfahren. So könnte der pandemisch verordnete Urlaubsminimalismus vielleicht auch eine Chance zum Überdenken zukünftiger nachhaltiger

Urlaubsplanungen sein. Viel hilft wieder einmal nicht viel und dient mitnichten der Erholung, sondern ihrem Gegenteil. Besagtes Buch ist im Rowolt-Verlag erschienen und mit seinem Preis 8,50 € ebenfalls minimalistisch.

 

(Claus Bach)

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Autor: nbv