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Claus Bachs Bildarchiv: Perspektivwechsel

16. September 2020 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Gleich zwei umfangreiche Ausstellungen widmen sich seit einigen Tagen in Thüringen dem Freistaat Thüringen. Im speziellen seinen lokalen Akteuren und deren Werken. Als da wären folkloristische und selbstverständlich explizit künstlerische. Süffisant ausgedrückt: Eine Art Nabelschau der speziellen Art. Während die eine das hundertjährige Bestehen des Landes Thüringen in hundert Jahren Kunst in Thüringen durchnimmt, versucht sich die andere in einer Art Perspektivwechsel. "Vom Glück der Provinz" heißt die aktuelle Schau in der ACC Galerie Weimar und zelebriert einen Ausstellungsreigen im ländlichen Raum des kleinen, aber feinen Bundeslandes. Zu diesem Zweck haben sich die Akteure der Galerie an zwölf Orte begeben, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. So stößt man in der Galerie auf einen Parcours von Exponaten aus zwölf Orten: Von Diedorf, Jena, Neustadt an der Orla, Plinz, Schwarzburg, Schloss Burgk, Sonneberg, Stützerbach, Unterwellenborn, Weimar und Wurzbach spannt sich der Bogen. Und der ist derart komplex geworden, das es geraume Zeit zum Schauen und Verdauen braucht. Selbst die kleinsten Dörfer finden ihren Platz und werden mit ihren Eigenheiten vorgestellt. Vom geflochtenen Stroh-Schweinekopf bis zum Kruzifix wurde nichts, aber auch gar nichts ausgelassen.

Anhand von Cuno Hoffmeisters nächtlicher Sternbild-Plattensammlung
aus der Sternwarte Sonneberg kann man sich durch eine ganz spezielle
Zeitreise zeitgeschichtlicher Ereignisse der letzten Jahrzehnte lesen.
Die "Gemäldegalerie der Wertätigen" der Maxhütte Unterwellenborn erinnert an jüngste DDR-Staatskunst-Vergangenheit und derem unrühmlichen zeitgenössischen Umgang. Im Kunstverein Jena kann ein heiteres Dorf-Dinge-Raten zelebriert werden. Die wechselvolle Geschichte der ehemaligen "ESDA" Strickwarenproduktion des Standorts Diedorf kann ebenso nachvollzogen werden wie die vielfältigen Steindruck-Techniken des Künstlers Andreas Martius aus Neustadt an der Orla.
Und unvermeidlich, last but not least: Goethes Topffplanzen aus dem Gundelachschen Haus in Stützerbach. Den konnte man nicht liegen lassen. Die äußerst skurile Schau ist eine Coproduktion mit dem Kunstfest Weimar und wird noch bis zum 29. November zu sehen sein. Es lohnt sich.

(Claus Bach)

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Autor: nbv