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Claus Bachs Bildarchiv: Schwarz Rot Gold in Korrektur
20. Februar 2019 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Vor 100 Jahren legte der Staatenausschuss der Weimarer Republik die neuen Farben der Deutschen Nationalflagge fest: Seit dem 18. Februar 1919 sind sie bekanntermaßen Schwarz Rot und Gold. In drei gleich breiten Querstreifen gehalten, ist jene Trikolore bis heute die Nationalflagge der Bundesrepublik Deutschland. Umgangssprachlich wird sie auch oft als Bundesflagge bezeichnet. Ferner ist auch das Synonym "Bundesfarben" gebräuchlich. Überflüssig zu sagen, dass jene Flagge im Lauf der Geschichte verschiedenste Wandlungen durchlaufen hat.
Mindestens genauso oft wurde sie Bestandteil und Vorlage diverser Karikaturen oder auch durchaus ernst gemeinter künstlerischer Projekte.
Eines der markantesten erregte Anfang der 1970iger Jahre Aufmerksamkeit. Im Jahre 1972 manipulierte der Künstler KP Brehmer die deutsche Flagge, indem er sie als Vorlage zur Visualisierung nach dem nationalen Einkommen verwendete. Die Codierung der nationalen Farben wurde so neu definiert: Schwarz für den Mittelstand, Gold für das Großkapital und Rot für die restlichen Haushalte.
"Korrektur der Nationalfarben, gemessen an der Vermögensverteilung" hieß das dann. Heraus gekommen war eine etwas andere Flagge: Den größten breiten Raum, etwa zwei Drittel, nimmt das damals sogenannte "Großkapital" ein. Heute simpel als Finanzdienstleister bezeichnet. Danach folgte ein sehr schmaler roter Streifen für restliche Haushalte und ein schwarzer Streifen für den Mittelstand. Zur Documenta 5 wurde jene Flagge im öffentlichen Raum aufgezogen und erzeugte freilich erhellende Irritationen. Gegenwärtig ist jene Flagge Bestandteil einer Wanderausstellung des "Neuen Museums Nürnberg", welche ihre nächste Station im "Gemeentemuseum Den Haag" haben wird.
Der Künstler KP Brehmer verstarb im Jahre 1997 und gehörte zu den wichtigsten Vertretern des sogenannten "Kapitalistischen Realismus". Das war eine Kunstrichtung, die das kapitalistische Gesellschaftssystem der 1960er- bis 1980er-Jahre an den Pranger stellte. Sicher wäre es eine aufschlussreiche Vorstellung, wie denn heute jene "Korrektur der Nationalfarben" aussehen könnte. Vermutlich würde die goldene Farbe vier Fünftel der Flagge ausmachen. Daneben dann zwei sehr schmale rote und schwarze Streifen.
(Claus Bach)
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