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Claus Bachs Bildarchiv: Vom Schwimmbad zur Eisbahn

29. November 2018 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Theaterplatz am 25. August 2017, Foto: Claus Bach
Theaterplatz am 25. August 2017, Foto: Claus Bach

Vom 27. November 2018 bis zum 05. Januar 2019 können Besucher und Bürger Weimars erneut auf dem Theaterplatz Schlittschuh laufen. Immer rund um das Denkmal des Dichterpaares. Freilich wird der Platz wieder eine prima romantische Kulisse abgeben. Trotz akutem Schneemangels. "Weimar On Ice" heißt das wie gehabt. Untertitel auf der kompatiblen Website: "Das Eisspektakel für die ganze Familie". Eröffnet wurde schon mal mit "Eiskönigin Eileen" und der "Magic D-Lightshow". Weitere Höhepunkte sollen folgen.

Ganz anders als im Sommer 2014. Da war das Dichterdenkmal von einer Bretterbühne umgeben. Sperrig sah das aus. Passte aber ganz wunderbar zur kompatiblen Inszenierung "Reineke Fuchs".
Und überhaupt hat der Theaterplatz als zentraler Aktionsort seine ganz eigene Geschichte. Seit der Gründung der Weimarer Republik wurde er symbolisch für markante historische Ereignisse unterschiedlichster Couleur genutzt. Von der Bücherverbrennung der NS-Zeit bis hin zur größten Kundgebung während der friedlichen Revolution im November 1989. Flankiert von vielen kleineren absurden Aktionen. So wurde der Platz im April 1992 zum Aufbewahrungsort für ausrangierte "Nicht umstellungswürdige Gasherde" aus DDR-Zeiten. Studenten hatten damals etwa 30 dieser Herde über Nacht auf dem Platz drapiert. Exakt dem Raster der Bodenplatten folgend. Ein ungemein irritierender Anblick, der die damalige Umbruch-Situation auf den Punkt brachte.

Und selbstverständlich wurde das Dichterdenkmal gern kompatibel verändert. Wahlweise bekamen die Köpfe diverse Körbe oder Tücher auf ihre Häupter gestülpt, mal hielten sie eine aufgeblasene Riesenbanane in ihren Händen. Oder eben das berühmte Schild "Wir bleiben Hier" am 19. November 1989. Besonders wirkungsvoll war das immer dann, wenn die Sache von feiner Ironie begleitet war. Vor einigen Jahren wurde das Denkmal provisorisch um den Kopf des Komponisten Franz Liszt erweitert.

Am 20. Juni 2015 hatten Unbekannte in den frühen Morgenstunden zermahlene Holzkohle auf dem Theaterplatz ausgeschüttet. Punktgenau zum Weltflüchtlingstag. Aus Protest gegen die inhumane Flüchtlingspolitik der EU. Am 25. August 2017 wurde der Theaterplatz zur temporären Bade-Oase umfunktioniert. Inklusive Rettungs-Schwimmring um das Haupt des Dichters Schiller. Anlass war die erfolgreiche Verteidigung des Status Weimars als kreisfreie Stadt.
So gesehen ist die Nutzung dieses zentralen Ortes nur folgerichtig. Für den Fall, dass einige Schlittschuhläufer/innen vermisst werden, sind sie vielleicht von der Zeitschleife des Denkmals aufgesogen worden.

(Claus Bach)

 
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Autor: nbv