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Claus Bachs Bildarchiv: Wer hat Angst vor Rechts Mitte links?
13. August 2025 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Keine Bange, das ist kein politisches Statement. Eher ein innerstädtisch-verkehrstechnisches, wenn man so will. Gedacht für diejenigen, welche sich zuvorderst per Fahrrad durch die Klassikerstadt bewegen. Ihnen sollte besonderer Schutz und Aufmerksamkeit gewährt werden. Im Speziellen mittels neu aufgebrachter Fahrbahnmarkierungen. Leuchtend Signalrot sehen sie aus. Jeweils versehen mit einem stilisierten weißem Fahrrad nebst Richtungspfeil. Damit alle verkehrsteilnehmenden Kraftfahrenden erkennen, welcher Bereich besondere Rücksicht verdient. An sich erstmal eine gute Idee der lokalen Verkehrsplaner. So leuchtet es nun im Herzen Weimars streifenweise grellrot. Selbstverständlich ausschließlich an Straßenabzweigungen. Logischerweise. Doch die Angelegenheit hat ihre Schleuder. Und das fast im wahrsten Sinne des Wortes. Denn ausgerechnet auf der sanierten Kreuzung des Sophienstiftsplatzes verlor jene Logik vermeintlich ihren Sinn. Denn die neue rote Fahrradspur lag nun plötzlich nicht mehr nur am rechten Rand, sondern auch in der Mitte der Fahrbahn. Quasi zwischen Vor- und Gegenspur des motorisierten Kraftverkehrs. Bis heute ist immer noch nicht ganz klar, wie jene Fahrradfahrenden von ihrer ehemals rechten Spur in die Mitte der Straße gelangen. Und dann wieder von der Mitte auf die rechte Spur. Das verlangt ihnen schon eine gewisse Artistik und Balance ab. Wenn es überhaupt gelingt. Nach reichlich fünfzehn Minuten Beobachtung des gemischten Verkehrstreibens möchte man als Fußgänger keineswegs mit den irritierten Zweiradnutzenden tauschen. Zumal jene von spontanen Hupkonzerten ebenfalls irritierter Kraftfahrer vollends aus ihrer Navigation geworfen werden. Mit anderen Worten: Eine unfreiwillig verkehrstechnische Klippschule der gefährlicheren Art.
Im August 2022 zeigte ein Foto in der Lokalpresse jene Situation exemplarisch. Der Anblick eines tretenden Radfahrers mit Anhänger zwischen fahrenden Autos auf der rechten und entgegen kommendem Stadtbus auf der linken Fahrspur ließ jeden Betrachter erschauern. Damals waren die Fahrbahn-Markierungsarbeiten allerdings noch nicht abgeschlossen. Also Grund zum Optimismus. Knapp drei Jahre sind seit Fertigstellung jener Streckenführung am Sophienstiftsplatz ins Land gegangen. Also Zeit zur Bilanz für Fahrradfahrende. Doch leider ist nichts wirklich besser geworden. Denn für jene ist besagte Kreuzung bis heute äußerst gewöhnungsbedürftig. Um es gelinde auszudrücken. So endet eine rote Fahrbahnmarkierung abrupt hinter der Kreuzung an der Gropiusstraße und leitet Fahrradfahrende direkt in den Auto- und Busverkehr. Was sich je nach Verkehrsdichte als außerordentlich riskant erweist. Unkundige Neulinge haben dabei besonders schlechte Karten. So hat der sanierte Sophienstiftsplatz mühelos das Zeug, zum Epizentrum verunfallender Fahrradnutzende zu werden. Besondere Ironie der Angelegenheit: In der abzweigenden Coudraystraße wurde schon mal eine stationäre Fahrrad Reparatur-Station installiert. Die funktioniert problemlos.
Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv: Wer hat Angst vor Rechts Mitte links?