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Claus Bachs Bildarchiv: Zwei Pärchen und ein Erfolg
18. November 2021 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
So schnell, wie sie in den medialen Schlagzeilen auftauchten, waren sie auch wieder verschwunden. Gemeint sind die vier Barden der Popmusik namens ABBA. Agneta Fältskog, Björn Ulvaeus, Benni Anderson und Anni-Frid Lyngstad haben es nach vierzig Jahren wieder getan. Jetzt oder nie. Denn wenn überhaupt, dann nach 40 Jahren, besagt eine Spruchweisheit. Der Vergangenheit wird nochmal eine Bühne geboten. Eingängige Harmonien und Satzgesang inbegriffen. Ihre Musik betreffend formulierte es ein Journalist kürzlich so: "Das neue Album von ABBA ist Musik für Menschen, die sich nicht für Musik interessieren." Treffender könnte man es kaum ausdrücken. Und damit wäre man eigentlich durch mit einer Popgruppe, die eigentlich nicht einmal ansatzweise den Namen "Band" verdient hat. Wäre da nicht ihr märchenhafter kommerzieller Erfolg bis in die 1980iger Jahre. Eine abartig steile Karriere, über die noch bis heute viele Kritiker schlicht den Kopf schütteln. Heute geht sowas bisweilen als austauschbare Stimmungs- oder Fahrstuhlmusik massenhaft durch.
Aber die vier waren schon immer exzellente Performer. Und konnten sich ab Mitte der 1970iger Jahre gegen das US-amerikanische und britisch dominierte Musikgeschäft langjährig durchsetzen. Keine Ahnung, warum.
Es muss wohl die außerordentlich simple Struktur ihrer Songs gewesen sein, deren Harmonien sich wie eine akustische Kreissäge in die Hirne vieler Popmusik-Konsumenten eingefressen hatte. Und selbstverständlich ihre ausgefeilten Shows und Videos. Die Schlaghosen und grellbunten Glitzeranzüge ihrer Kostüme wurden zum Markenzeichen und setzten Modetrends. Dabei ist noch beruhigend zu vermerken, dass jenes Zwei-Pärchen-Quartett keines aus der Retorte war. Sondern eine klassische Geschichte hat und noch bis in die frühen 1990iger Jahre sämtliche Verkaufsrekorde brach.
Nach ihrer Auflösung wurde es still um die vier. Doch als schräge Stimmungs- und Karaokemusik werden sie bis heute immer gern genommen und endlos gecovert. Bis hin zum verfilmten Musical "Mamma Mia" aus dem Jahr 2008. Nun starten sie mit ihrem neuen Album "Voyage" erneut durch. Und wollen dabei allen Ernstes ihr fortgeschrittenes Alter unterlaufen. Als zeitlose Klone ihrer selbst. In Form einer Permanentshow. Vier gerechnete Avatare werden ab nächstem Frühjahr im Londoner East-End zu sehen sein. Verdinglicht in einer eigens dafür gebauten Arena. Laut Management ein Novum im ABBA-Universum und Weltneuheit. Doch damit verhält es sich genauso wie mit Ihrer Musik. Die nutzte bekanntermaßen auch sämtliche Quellen verfügbarer Harmonien, Satzgesänge und dergleichen. Apropos Avatare. Damit arbeitet das britische Alternative-Bandprojekt "Gorillaz" schon seit über zwanzig Jahren. Ihre Comic-Figuren 2D, Murdoc Niccals, Russel Hobbs, und Noodle sollten im März 2022 einen Abstecher ins Londoner East-End unternehmen und die ABBA-Zombies in Augenschein nehmen.
(Claus Bach)
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