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Claus Bachs Bildarchiv: Historie, reloaded

28. Februar 2018 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach
Claus Bachs Bildarchiv, Foto: Claus Bach

Der „Lange Jakob" in Weimar ist schlicht zum Inbegriff für alle Neubauhasser geworden. Wie eine Trutzburg der Vergangenheit überragt das Studentenwohnheim die ansonsten so beschaulich anzusehende Kleinstadt. Bis heute umstritten, doch praktisch für die Benutzer.
Eine visuelle und architektonische Provokation, ein bauliches Relikt aus vergangenen DDR -Zeiten, das wie kein anderes zum markanten Gegenpol von Bastille und Stadtschloss wurde und so das Erscheinungsbild der Stadt prägt. Und auch Beleg dafür, wie die enthemmte Architektur - Moderne der sechziger Jahre auch und gerade in Weimar wütete. Glücklicherweise fehlte im damaligen Osten Deutschlands schlicht das Geld, um Schillerstraße und historischen Markt so zu ver - beton - platten wie im Westen. Pläne dafür gab es schon. Ursprünglich sollte das Wohnheim allerdings an einem ganz anderen Ort stehen: Laut Auskunft der damals federführenden Architektin Anita Bach war als Standort die Belvederer Allee geplant. Doch auf Geheiß der damaligen SED - Parteileitung musste er in die Nähe des Ensembles des ehemaligen Gauforums verlegt werden. Als architektonische Gegenansage der neuen sozialistischen Gesellschaft. Nach deren Niedergang fristet das Wohnheim bis heute ein eher bescheidenes, teilsaniertes Dasein.

Trotz unschlagbar günstiger Mietpreise im Plattenbau ist sein Ruf entsprechend durchwachsen. Obwohl die Zimmer heute längst nur von einzelnen Studenten bewohnt werden. Im neueren Szene – Volksmund heißt das Haus heute schlicht „Tokyo Hotel". Grund dafür ist die Belegung des Wohnheims mit größtenteils ausländischen Studierenden aus dem asiatischen Raum.
Heute steht das Gebäude als Teil der Innenstadt unter Ensembleschutz. Und bis zur Komplettsanierung war nur es eine Frage der Zeit.

Nun ist es soweit. Das Haus wird zunächst komplett entkernt. Zur Entrümpelung müssen 12000 Quadratmeter Tapete, 3000 laufende Meter Stahlrohre, 400 Heizkörper und fast ebenso viele Kleiderschränke, Betten und Matratzen entfernt werden. Zuzüglich 470 Innentüren und nicht tragende Wände. Danach soll die eigentliche Sanierung beginnen. Inklusive Erweiterung der kargen sanitären Anlagen. Laut Angaben des ausführenden Planungsbüros wird sich danach die Anzahl der Wohnraum-Plätze von ehemals 340 auf 320 verringern. Einzelappartements sollen überwiegen. Nun denn. Dann ist ja alles fast wie früher.

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Autor: nbv