Radio Beiträge

Claus Bachs Bildarchiv: Platte gegen Platte

10. April 2024 / Radio, Stadtzeit,Mediathek
Das Bauhaus Museum Weimar während des "Genius Loci-Videomappings" am 17. September 2023. Fot: Claus Bach
Das Bauhaus Museum Weimar während des "Genius Loci-Videomappings" am 17. September 2023. Fot: Claus Bach

Knapp fünf Jahre sind seit der Eröffnung des Bauhaus-Museums Weimar ins Land gegangen. Und damit Zeit für eine äußere Bestandsaufnahme. Alle angepflanzten Bäume auf dem neuen Platz Weimars sind gewachsen und werden wohl bald wieder in Blüte stehen. Was schon mal eine gute Nachricht ist. Dahinter erhebt sich wie eine steinerne Trutzburg der Monolith des Museums. Als ordinärer Hochbunker. In Beton eingefasste, architektonische zeitgenössische Antwort auf den gewaltigen Gebäudekomplex des ehemaligen Gauforums. Samt frisch saniertem Studentenwohnheim am Jakobsplan der frühen 1970iger Jahre. Kurzum, ein komplett verplattetes Ensemble in geronnenster Form. Hier hat die Architektin Wort gehalten. Indem sie Gleiches mit Gleichem vergolten hat. Schließlich hat es die Fachjury damals so durchgewunken.

Platte gegen Platte, Beton gegen Beton, dass es nur so trümmert.

Doch was anfänglich nachvollziehbar und architekturtheoretisch überzeugend gewesen sein mag, wirkt im realen Leben außerordentlich ernüchternd. Denn die vermeintlich erhellende Idee der minimalistisch agierenden Architektin will im realen Leben nicht wirklich überzeugen.

Auch nicht nach fünf Jahren der Eingewöhnung an etwas Neues.

Heraus gekommen ist ein mutwilliger Platz-Brutalismus der 1960iger Jahre, welcher andernorts längst überwunden wurde. Nicht die kleinste Spur ökologischer Nachhaltigkeit. Da helfen auch keine parkseitig begrünten Hohlwege um das Gebäude. Auf dem neu geschaffenen Plattenplatz verweilt niemand wirklich gern und neigt eher zum hastigen Überqueren denn zum Verweilen. Einzig die lokalen Skater und Radfahrer hatten ihn sofort in Besitz genommen und kollidieren bisweilen mit Besuchern des Museums. Auch hat sich die Front des Gebäudes als ideale Projektionsfläche für das jährlich stattfindende Genius-Loci-Videomapping-Festivals erwiesen. Doch selbst in der Dämmerung hat es seine ästhetischen Schleuder. So erwies sich die horizontale Wandstreifenbeleuchtung des Museumsbaus über die Jahre als äußerst störanfällig sprich lückenhaft. Bei positiver Interpretation könnte man das noch als konzeptuelle Lichtkunst durchgehen lassen. Romantischer verhält es sich allerdings bei einem Spaziergang durch den angrenzenden Weimarhallenpark. Der sei zu jeder Tageszeit und vor allem in der frühjährlichen Dämmerung empfohlen. Wenn die Bäume des Parks noch nicht belaubt sind. Denn blickt man über den Gondelteich auf jenes neue Areal, schwebt das Museum im Teich als gespiegeltes Gebäude-Ensemble. Einzig jener Blick mag etwas versöhnen. Wenn man ihn denn wirklich sucht.

 

(Claus Bach)

Claus Bachs Bildarchiv: Platte gegen Platte

Autor: nbv