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Claus Bachs Bildarchiv: Vorsicht Lügenbusse!

15. Februar 2017 / Radio, Stadtzeit

Noch bis Anfang April 2017 sollen drei im Hochkant aufgestellte Busse an den Krieg in Syrien erinnern. Der deutsch-syrische Künstler Manaf Halbouni hat sie in Dresden auf dem Platz vor der Frauenkirche installieren lassen. Busse in dieser Aufstellung werden in Aleppo als Schutz vor Scharfschützen in eine solche Stellung gebracht. Das war Auslöser für die Idee des Künstlers. Bedrohlich und verstörend sieht das aus und lässt die Kämpfe in der syrischen Metropole nun auch in Elbflorenz spürbar werden.

Freilich ist der Zeitpunkt auch symbolisch gewählt. Denn am 13. Februar jährten sich die angloamerikanischen Bombardements auf die Stadt zum 72. Mal. Also Mahnung und Zeichen im doppelten Sinne, welche in der Hochburg der Pegida-Bewegung besondere Brisanz erfährt. So wundert es nicht, dass deren Anhänger nun Sturm gegen die temporäre Installation laufen. Von Verherrlichung terroristischer Kampfgruppen und ähnlichem ist nun die Rede. Dabei stützen sich die Protestierenden auf Fotografien, welche die aufgestellten Busse in Aleppo mit der Fahne einer islamistischen Terrorgruppe zeigen. Doch diese Situation ist mehr eine halbe denn eine ganze Wahrheit. Denn laut Aussagen von Kriegsreportern vor Ort wurden im Verlauf der Kämpfe verschiedene Fahnen auf den Bus-Barrikaden in Aleppo drapiert. Je nachdem, wer gerade die betreffende Straße beherrschte. Freilich passt das nicht ganz ins Bild von Pegida und Co. Und so brandmarkten sie die Busse geichmal als „Lügenbusse". Ein bizarres Beispiel für die bekannte Polemik.

Doch wenigstens haben sich diesmal die Landes- und Stadtoberen auf den Rasen gewagt und hinter das Kunstwerk gestellt. Und genau das ist ein Novum. So erklärte Sachsens stellvertretender Ministerpräsident Martin Dulig: "Das ist eine Umdeutung, die von Leuten gemacht wurde, die ein Interesse daran haben, das eigentliche Mahnmal, das eigentliche Anliegen zu desavouieren." Der Künstler habe "eine klare Aussage für Frieden und für Hoffnung" ausgedrückt. "Ihm ging es um das Symbol als Schutzwall vor dem Kugelhagel. Und sie sollten jetzt vor der Frauenkirche stehen, weil beides Hoffnungszeichen sind." So wurde der erste Platz der Stadt zum Gedenk- und Kommunikationsort. Und auch Dresdens Oberbürgermeister lobt die Installation mit den treffenden Worten: „Was kann man besseres machen?"

Das ist wohl war. Und ein längst fälliges Zeichen aus Elbflorenz.

 

(cb)

 

Claus Bachs Bildarchiv

Autor: jep